Antisemitismus-Debatte:Wie links ist Eva Menasse?

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Vor fünfzehn Jahren hat Eva Menasse mit "Vienna" den besten und jüdischsten österreichischen Nachkriegsroman geschrieben. (Foto: Friedrich Bungert)

Wenn die Schriftstellerin über die Deutschen und ihren Umgang mit Juden spricht, vergisst sie immer öfter die einfachsten Grundsätze der Aufklärung.

Gastbeitrag von Maxim Biller

Die Schriftstellerin und Essayistin Eva Menasse ist Österreicherin, das ist sicher. Sie lebt seit zwanzig Jahren in Deutschland, auch das ist sicher. Unklar ist nur, ob sie Jüdin ist oder nicht, jedenfalls ihr selbst. Vor ein paar Jahren hat sie immer wieder öffentlich über diese Frage gesprochen, meistens, wenn sie nach ihrem Vater Hans Menasse gefragt wurde. Er entkam 1938 den Nazis mit einem der letzten Kindertransporte nach England, wo er vor Schreck sein Deutsch vergaß, aber als er nach dem Krieg nach Wien zurückkam, lernte er es bald wieder und wurde österreichischer Fußball-Nationalspieler - eine von vielen Hunderttausend seltsamen Überlebenden-Karrieren. Manchmal redete Eva Menasse früher öffentlich über ihre anstrengende Identitätssuche, wenn ein Journalist mal wieder von ihr wissen wollte, warum sie eigentlich immer diesen großen Davidstern tragen müsse. Dann merkte man, wie sehr sie, die Tochter eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter, eine verständliche, aber unnötige Zerrissenheit quälte. Einmal sagte sie traurig: "Ich habe mich mein ganzes Leben lang mit dieser Frage herumgeschlagen, was ich bin."

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