Ehe Saudi-Arabien Jemen in Klump bombardierte, wurde in Sanaa eine Konferenz von Hilfsorganisationen abgehalten. Vier Jemenitinnen, bis zu den Augen verschleiert, fotografierten sich aufgeregt und stolz reihum vor dem Veranstaltungsplakat. Viermal schwarzer Stoff vor Pappwand. Kein Lächeln, keine individuellen Züge. Aber auch kein Anzeichen, dass die Frauen etwas nicht in Ordnung fanden.
BMO, Black Moving Objects, haben Spötter die vollverschleierten "Munaqabin" genannt. Und wie haben sich hierzulande die Freunde der Frauen oder Feinde des Islam oder andersherum über die sozial oder religiös erzwungene Preisgabe aller Individualität ereifert! Vollverschleierung oder Burka waren Instrumente der Entrechtung, ja, Entmenschlichung, in einer Gesellschaft, die sich frei ins Gesicht blickt, nicht hinnehmbar, schon gar nicht im öffentlichen Raum. Ohne in der Miene des Gegenübers zu lesen, sei eine nennenswerte soziale Aktion gar nicht möglich. Mutige zogen probehalber einen Niqab an, um zu berichten, wie furchtbar es darunter sei. Man sehe schlecht und bekomme keine Luft.
Wer hätte gedacht, dass die so rückständigen Munaqabin dem Rest nun wertvolle Praxiserfahrung voraushaben. Sie wissen, wie man vollverschleiert einkauft oder Bus fährt. Und zwischendurch schauen sie im Internet Selfies von Vermummten an, die so tun, als wäre nichts dabei.