Astronomie:Feuerstern am Firmament

Die Forschungsgeschichte des roten Planeten, der mit Raumsonden und in neuer Zeit mit einer Drohne erkundet wird.

Von Helmut Hornung

Die Invasion vom Roten Planeten begann am 30. Oktober 1938. Am Abend jenes Tages landeten in den USA die Raumschiffe der Marsianer und machten sich daran, die Erde zu besetzen. Radiohörer konnten den Angriff der Aliens live verfolgen. Zwar kam es zu keiner Massenpanik, aber bei der Polizei ging der eine oder andere Anruf besorgter Bürger ein. Es war nicht das erste Mal, dass der rätselhafte Planet von sich reden machte - wenn auch nur in einem geschickt inszenierten Hörspiel des Regisseurs Orson Welles. Bereits mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor hatte der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli auf dem Mars schnurgerade verlaufende Linien beobachtet, die in der Öffentlichkeit schnell zu Kanälen wurden, angelegt von einer intelligenten Zivilisation. Selbst Wissenschaftler hingen damals diesem Irrglauben an.

Längst haben Raumsonden den nach dem römischen Kriegsgott benannten Erdnachbar als eiskalte und staubtrockene Einöde mit dünner Luft entzaubert. Dennoch steht der Himmelskörper noch heute im Fokus der Forschung. Dies zeigt eindrücklich das Buch "Der Mars", das als Band 144 in der seit den frühen 1960er Jahren erfolgreichen Reihe "Was ist was" erschienen ist. Darin finden junge Leserinnen und Leser eine Fülle an Fakten rund um den Planeten. So erzählt der Autor Manfred Baur etwa, dass der von den Chinesen so genannte "Feuerstern" am Firmament Schleifen zieht und Johannes Kepler erkannte, dass er ebenso wie alle anderen Planeten auf einer elliptischen Bahn um die Sonne läuft.

Das präzise geschriebene, sachlich stets korrekte und reich bebilderte Buch bietet einen wundervollen Einblick in die Forschung.

Schon früh wurden mit Teleskopen auf dem Mars zwei Polkappen entdeckt, die teilweise aus Wassereis bestehen. Dieser Stoff bewegt die Wissenschaft, denn die meisten Fachleute meinen, dass der Mars einst große Mengen Wasser trug und vor Äonen möglicherweise Leben hervorbrachte. Seit der ersten Landung eines irdischen Roboters 1976 suchen unbemannte Rover auf der rostroten Oberfläche nach Hinweisen auf frühere organische Aktivitäten, während diverse automatische Späher aus der Umlaufbahn die bizarre Landschaft mit Kratern, Gräben und ausgebrannten Vulkanen aus der Ferne erkunden.

Das präzise geschriebene, sachlich stets korrekte und reich bebilderte Buch bietet einen wundervollen Einblick in die Forschung. Die neueste Mission, die vor gut einem Jahr eine Drohne zum Mars brachte und damit den ersten Flug auf einer fremden Welt ermöglichte, fehlt genauso wenig wie der Ausblick auf eine Kolonisierung des Roten Planeten. Der Autor verfällt dabei nicht in Euphorie, sondern schildert unaufgeregt die vielen Hindernisse, die es beim Flug zum Mars zu überwinden gilt. Eine Landung der Menschen ist derzeit Fiktion - ebenso wie der Angriff der Marsianer vor 84 Jahren. (ab 8 Jahre)

Manfred Baur: Der Mars. Aufbruch zum Roten Planeten. Tessloff Verlag 2021. 48 Seiten, 12,95 Euro.

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