Mario Adorf zum 80.:Der Tausendsassa

Ein Mann wie eine Naturgewalt: Mario Adorf wird 80 und spielt immer noch alle an die Wand. Nur ein Wunsch blieb ihm bislang verwehrt.

Lena Schilder

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Mario Adorf wird 80 und spielt immer noch alle an die Wand. Für seine Kunst wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt - nur ein Wunsch blieb ihm bislang verwehrt. Sein Leben in Bildern.

Wer das "beeindruckende Lebenswerk" eines "Ausnahme-Schauspielers", des "einzigen deutschen Weltstars", wie er immer wieder genannt wird, ganz ohne Phrasen würdigen will, dem bleibt zunächst einmal die Flucht in die Zahlen: Mario Adorf, Sohn eines italienischen Chirurgen und einer deutschen Röntgenassistentin, der an diesem Mittwoch seinen 80. Geburtstag feiert, spielte mehr als 120 Film- und Fernsehrollen. Oder es bleibt ein Blick ins Fotoarchiv.

Seinen ersten großen Leinwanderfolg feierte Mario Adorf in Nachts, wenn der Teufel kam (1957). Darin spielte er den naiv-brutalen Massenmörder Bruno Lüdke so überzeugend, dass er einen Bundesfilmpreis für seine schauspielerische Leistung erhielt - und die folgenden Jahre erst mal auf die Rolle des Bösewichts festgelegt war.

Text und Bildauswahl: Lena Schilder/sueddeutsche.de/kar/rus/lala

Heidenreich und Adorf

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Dass man ihm das Böse so mühelos abnahm, lag natürlich vor allem an diesem intensiven Blick unter schwarzen, buschigen Augenbrauen, wie hier in Gefundenes Fressen 1978. Bald kam der berühmte Vollbart hinzu, und machte die Adorf-Erscheinung komplett - mittlerweile noch perfektioniert durch sein strahlend weißes Haupthaar. Den Bart hat sich Adorf übrigens wachsen lassen, weil er sein Gesicht zu glatt fand.

Mario Adorf wird 80

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Mario Adorf, der Deutsch, Italienisch, Französisch und Englisch perfekt spricht, spielte Mitte der sechziger Jahre vor allem im italienischen Filmen, nicht selten in Spaghetti-Western. Der Ganove Santer im ersten Winnetou-Film (1963) und weitere Rollen ähnlich dunkler Couleur ließen ihm zum Lieblingsschurken der Deutschen werden.

Adorf und Helmut Schmidt

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Ende der siebziger Jahre fand Adorf Anschluss an den "Neuen deutschen Film" und spielte unter anderem in Volker Schlöndorffs Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1978), Die Blechtrommel (1979) und in Rainer Werner Fassbinders Lola (1981). Die Blechtrommel wurde als erster deutscher Beitrag mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet. Für Adorf selbst verlief die Verleihung aber eher enttäuschend: Nachdem sein Agent gerade noch zwei Karten auftreiben konnte, wohnte Mario Adorf der Veranstaltung in der 23. Reihe bei - worüber er sich reichlich enttäuscht gab. Bei anderen Gelegenheiten erwies man ihm größeren Respekt, etwa 1979 beim Bundespresseball mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Auch wenn der auf diesem Foto ein bisschen überrascht zu sein scheint von Adorfs Kontaktaufnahme.

Gottfried John und Mario Adorf

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Der Bühne hielt der Tausendsassa stets die Treue. Wohl auch, weil er den Unterschied zwischen Theater und Film einst auf die kurze Formel brachte: "Beim Theater herrschen die Musen, beim Film die Busen."

1982 eröffnete er, dunkel angemalt, mit Shakespeares Othello die Bad Hersfelder Festspiele. Außerdem spielte er die Titelrolle in Brechts Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui.

Eins bleibt bei allen Rollen gleich: Wenn Adorf die Bühne betritt, tut er das mit solcher Vehemenz, dass Kritiker ihn gerne mit einer Naturgewalt vergleichen.

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1986 spielte er den Klebstofffabrikanten Haffenloher in der Fernsehserie Kir Royal unter Regisseur Helmut Dietl, aus dem jener Satz Adorfs stammt, der sich wie kein anderer ins Gedächtnis der Fernsehrepublik eingebrannt haben dürfte: "Ich scheiß dich so was von zu mit meinem Geld, dass du keine ruhige Minute mehr hast." Die verbrecherische Energie der Rollen dieser Zeit wurde subtiler, gewifter. Die Männer, die Adorf fortan spielen sollte, hatten Hintergrund und besaßen Charme. Der "gehobene Unmensch", wie er einmal genannt wurde, war seine neue Paraderolle.

Mario Adorf hat dem Fernsehen nie ...

Mario Adorf

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... den Rücken gekehrt. In Dieter Wedels Vierteiler Der große Bellheim spielt er 1992 einen Patriarchen, der um die Zukunft des von ihm gegründeten Unternehmens kämpft, vier Jahre später besetzte ihn Wedel in Der Schattenmann (hier mit mit Jennifer Nitsch und Stefan Jurt) als Mafiaboss Jan Herzog.

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Seit 1992 ist Adorf auch Schriftsteller. In diesem Jahr veröffentlichte er den Erzählband Der Mäusetöter. Auf dem Foto sieht man das Multitalent im Jahre 2000 bei der Präsentation seines Buches Der römische Schneeball auf der Buchmesse in Leipzig - bereits sein viertes Buch. Mit Himmel und Erde. Unordentliche Erinnerungen hat Mario Adorf 2004 auch eine Autobiographie auf den Markt gebracht.

Mario Adorf

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Auch als Sänger und Entertainer kann der Vieltalentierte Erfolge feiern - mit seiner Bühnenshow Al Dente tourte der Publikumsliebling 1993 durch Deutschland.

Mario Adorf

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Während Adorf als Schauspieler ein sehr breites Repertoire anzubieten hat, ist er in Liebesdingen beständig: Nach einer kurzen, 1964 geschiedenen Ehe mit der Schauspielerin Lis Verhoeven, der die gemeinsame Tochter Stella Maria entstammt, ist er seit 1968 mit Monique Faye zusammen und seit 1985 mit ihr verheiratet. Das Paar verbringt seine Tage in Saint-Tropez, wo auch nun Adorfs runde Geburtstagsfeier im kleinen Kreis stattfinden soll. Dass er eine Fernsehgala ihm zu Ehren abgelehnt hat, begründet Adorf mit seiner Furcht vor solchen Ehrenfesten, "bei denen die Leute an einem vorbeidefilieren und einen belügen".

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Ein solches Leben bringt viele hochkarätige Auszeichnungen mit sich. Angesichts des fortgeschrittenen Alters des Geburtstagskindes sind auch immer häufiger Preise für sein Lebenswerk dabei. Wie 2004, als er in Berlin die Goldene Henne erhielt. Mehrfach gewann er den Bundesfilmpreis, 1994 den Adolf-Grimme-Preis und die Goldene Kamera. Zur Ruhe setzen will Adorf sich aber noch lange nicht. Es gäbe da nämlich noch diesen einen großen Wunsch:

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Mario Adorf wollte schon immer einmal Karl Marx spielen. Und zwar den späten Karl Marx, den Theoretiker und Philosophen, der Das Kapital noch zu Ende schreiben muss. Vielleicht kann ihm mal jemand diesen Wunsch erfüllen? Bis dahin wünschen wir: Happy Birthday, Mario Adorf!

© sueddeutsche.de/ls
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