Nachruf auf Marilyn Bergman:Windrad ihres Geistes

Nachruf auf Marilyn Bergman: Marilyn Bergman wurde 1929 in New York geboren, sie studierte Psychologie und Englisch an der New York University.

Marilyn Bergman wurde 1929 in New York geboren, sie studierte Psychologie und Englisch an der New York University.

(Foto: Matt Sayles/dpa)

Marilyn Bergman schrieb Liedtexte für Frank Sinatra, Michael Jackson und vor allem für Filmsoundtracks. Nun ist die mit drei Oscars ausgezeichnete Autorin gestorben.

Von Nicolas Freund

Mitte der Sechziger-Jahre arbeiteten Marilyn Bergman und ihr Ehemann Alan mit Michel Legrand an dem Soundtrack zu "Thomas Crown ist nicht zu fassen". Für die Eröffnungssequenz entschieden sie sich für eine Version des französischen Songs "Les Moulins de mon Coeur". Die Bergmans übersetzten den Text und verlegten die Windmühlen vom Herzen in den Geist, von der ersten in die zweite Person: "Windmills of Your Mind" begleitet die bunten Bildkacheln, mit denen der Film beginnt und der etwas rätselhafte Bewusstseinsstrom des Textes gab dem eigentlich sehr mondänen Film über ein perfektes Verbrechen etwas Metaphysisches schon bevor er begann. "Pictures hanging in a hallway and the fragment of a song / Half remembered names and faces, but to whom do they belong?" heißt es in dem Lied ("Bilder hängen in einem Flur und das Fragment eines Liedes / Halb erinnerte Namen und Gesichter, zu wem gehören sie?"). Nun, viele der Songfragmente, die man aus Filmen der Sechziger- bis Neunziger-Jahre kennt, gehören Marilyn und Alan Bergman.

Das Paar traf sich 1956 als beide mit dem Komponisten Lew Spence zusammenarbeiteten, allerdings ohne voneinander zu wissen - bis der Musiker auf die Idee kam, seine beiden Kollegen doch einmal einander vorzustellen und damit eines der wichtigsten Duos der Filmmusik als Arbeits- und Ehepartner zusammenbrachte.

Für den Soundtrack zu "Yentl" bekamen sie ihren dritten Oscar

Mit den Windmühlen gewann das Paar den ersten Oscar. Die Bergmans steuerten aber nicht nur Texte bei. Sie komponierten auch, wählten Songs und Melodien aus und berieten Regisseure in Musikfragen, die nicht selten entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg eines Films waren. Die Werke der Bergmans jedenfalls, geben ihrer Methode recht: "The Way We Were" (1973) für Barbra Streisand und den gleichnamigen Film von Sydney Pollack war auch als Song ein großer Erfolg und gewann einen zweiten Oscar für das Paar. Zehn Jahre später arbeiteten die Bergmans und Michel Legrand wieder mit Streisand zusammen und schrieben den Soundtrack für "Yentl". Mit dieser Kooperation gewannen sie ihren dritten Oscar.

Auch neben solchen Trophäen der Filmindustrie fanden die Bergmans viel Anerkennung für ihre Arbeit: Sie schrieben Musicals und Texte für Musiker von Frank Sinatra bis Michael Jackson. Seit seiner Hochzeit 1958 hatte das Paar stets zusammengearbeitet und in einem Business, das an Egomanen nicht arm ist, haben Marilyn Bergman und ihr Mann ihre Erfolge ausschließlich gemeinsam und in Kooperation mit anderen erreicht. Wie genau sie arbeiteten, wollten sie nie preisgeben. In einem Interview verriet Marilyn Bergman, oft hätten sie beide von einer Melodie ausgehend gearbeitet, die sie schon vorgefunden hatten. "Wenn die Idee gut ist, dann hat man es schon halb geschafft", sagte sie. Und ihre Ideen für die Musik zu Filmen waren oft so gut, dass sie auch ohne den Film Bestand hatten.

Am 8. Januar ist Marilyn Bergman im Beisein ihres Ehemanns in Los Angeles gestorben. Sie wurde 93 Jahre alt.

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