Mapplethorpe-Fotos:Der Makel der Pornographie

... hing den Fotos von Robert Mapplethorpe Zeit seines Lebens an - manchem galten sie als "gefährlichste Bilder der Kunstgeschichte". Nun werden sie in Düsseldorf gezeigt. Die Bilder.

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Robert Mapplethorpe

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Der Makel der Pornographie hing den Fotos von Robert Mapplethorpe Zeit seines Lebens an - sie wurden gar als "gefährlichste Bilder der Kunstgeschichte" bezeichnet. Nun werden sie in Düsseldorf gezeigt.

Als Robert Mapplethorpe in den 80er Jahren seine Fotos auf den Markt brachte, war die Aufregung groß:

Text: Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de

Robert Mapplethorpe: Lowell Smith, 1981 © Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

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Radikale Darstellungen von Nacktheit, ...

Robert Mapplethorpe: Ajitto, 1981 © Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

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... homoerotische Motive, sadomasochistische Praktiken und immer wieder entblößte Männerkörper, in schlichtem Schwarz-Weiß inszeniert, sorgten in seiner Heimat USA für Empörung. Bis dahin hatte der New Yorker Fotograf bekannte Künstler und Schauspieler fotografiert, ebenso schwarz-weiß, allerdings eher gediegen. Es hatte als schick gegolten, sich von Mapplethorpe porträtieren zu lassen. Und nun das: Seine neuen Fotos waren nicht einfach nur nackt. Auf ihnen war jede Pore zu erkennen.

Robert Mapplethorpe: Greg Cauley-Cock, 1980 © Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

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Die Kontroversen überschlugen sich. Ausstellungen, die aus öffentlichen Mitteln finanziert waren, wurden von konservativen und religiösen Gruppen bekämpft. Einem Museumsdirektoren wurde ein Gerichtsverfahren angehängt. Der amerikanische Kritiker Arthur C. Danto ordnete Mapplethorpes Fotos als "die gefährlichsten Bilder der Kunstgeschichte" ein. Erst 2008 entschied das Oberste Gericht in Japan, dass Mapplethorpes erotische Bilder nicht gegen das Pornografieverbot verstoßen - und gab damit einen acht Jahre lang beschlagnahmten Band mit Mapplethorpe-Fotografien frei. Doch da war der Künstler schon längst verstorben.

Eine Besucherin im Museum Forum Kunstpalast in Düsseldorf, Februar 2010/dpa

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Mapplethorpe führte ein wildes Leben zwischen Party- und Drogenräuschen. 1946 in eine Arbeiterfamilie in Queens hineingeboren, studierte er Kunst, kam mit der 68er-Bewegung in Kontakt und lernte die damals noch unbekannte Poetin Patti Smith kennen und lieben. Smith, die später selbst zur anerkannten Punk-Künstlerin wurde, blieb ihm verbunden bis zu seinem verfrühten Tod im Jahre 1989 - bis dahin hatte er zahlreiche Affären sowohl hetero- als auch homosexueller Natur.

Robert Mapplethorpe: Patti Smith, 1975 © Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

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Als bekannt wurde, dass er sich mit dem HI-Virus infiziert hatte, schnellten die Preise für seine Bilder in die Höhe. Im Dezember 1988 waren seine Bilder plötzlich mehr als 500.000 Dollar wert. Im März 1998 starb er an Aids.

Robert Mapplethorpe, Arnold Schwarzenegger, 1976 ©Robert Mapplethorpe Foundation

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"I look for the perfection of form", hatte Mapplethorpe einst gesagt. "I do this in portraits, in photographs of penises, in photographs of flowers." Und weiter: "I've tried to juxtapose a flower, then a picture of a cock, then a portrait, so that you could see they were the same."

In der Ausstellung: Isabella Rossellini, portraitiert von Robert Mapplethorpe, 1988/dpa

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Die Ausstellung im NRW-Forum Düsseldorf, die sich dem Lebenswerk des Künstlers widmet, trägt diesem Gedanken Rechnung: Sie zeigt sowohl Portraits Prominenter als auch seine kontrovers diskutierten Nacktfotos bis hin zu dem berühmten Selbstportrait, für das er sich eine Bullenpeitsche in den Anus eingeführt hat. Sein letztes Selbstprotrait aus dem Jahr 1988 zeigt ihn bereits gezeichnet vom nahen Tod - seinen Gehstock ziert ein Totenschädel.

Robert Mapplethorpe: Self Portrait, 1988 © Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

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Bei aller Skandalträchtigkeit will die Düsseldorfer Schau nun zeigen, wie Mapplethorpe - mit den offensichtlichen Rückgriffen auf die Schönheitsideale der Renaissance und fotografische Vorbilder wie etwa Man Ray - ein Künstler seiner Zeit war. Neben Andy Warhol prägte er die 80er Jahre, indem er den Idealen von Perfektion und Form huldigte. Darüber trieb er mit seinen offensichtlichen Provokationen den gesellschaftlichen Wandel in Bezug auf die Auseinandersetzung mit Körper und Sexualität maßgeblich voran. Wofür er damals kämpfte, gilt vielen inzwischen als etabliert.

Die Ausstellung endet am 15. August. Weitere Infos: www.nrw-forum.de.

Robert Mapplethorpe: Parrot Tulips, 1988 © Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

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