Und dann ergeht das Wort des Herrn an den Propheten, und Jeremia antwortet auf die Frage, was er sehe. Er sieht „Ruinen überall“, sieht ein „gewaltiges Licht, blendend und höher als der Himmel“, sieht Bäume zerbrochen, Menschen weggefegt, Städte zerfallen. Sieht Asche, Asche, Asche – und dann nichts mehr. Jeremia ist Robert Oppenheimer, der „Vater der Atombombe“, und in Gestalt von Max Simonischek hat er hier am Ende der Aufführung wahrhaft prophetische Größe. Ein geschundener Prophet, einer, der haderte, der sich abarbeitete, der zweifelte, der nicht mehr wusste, was richtig oder falsch ist, dessen Körper aus all diesen Gründen schief und verbogen wurde. Und der am Ende die Folgen dessen sieht, was er schuf. Das Publikum sieht es nicht, es muss den Worten des Propheten trauen. Aber es kennt die Bilder ja.
Theater:Urknall der Schuld
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Von Egbert Tholl
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