"Manhattan Beach" von Jennifer Egan:Heimatroman für Großstädter

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Das größte Kriegsschiff der Welt: Die Iowa verlässt am 27. August 1942 den Brooklyn Navy Yard. (Foto: AP)

Gut geschrieben, aber kein guter Roman geworden: Was hatte Jennifer Egan mit "Manhattan Beach" über eine Taucherin nur vor?

Von Birthe Mühlhoff

"Hörst du die Stille?", fragt der Vater seine elfjährige Tochter Anna. "So hört sich ein Hafen während einer Wirtschaftskrise an." Aber die Stille kommt bekanntlich vor dem Sturm. Als Anna volljährig wird, ist der Vater verschwunden, die USA treten in den Weltkrieg ein und im Hafen von New York wird es lauter und lebendiger denn je. Für die Flüchtlinge aus Europa ist der Hafen das Symbol der Freiheit, für die Kriegsschiffe der Alliierten ist der Brooklyn Navy Yard die wichtigste Werft. Anna, die eigenwillige Protagonistin des neuen Romans der preisgekrönten amerikanischen Schriftstellerin Jennifer Egan, beginnt in einem Bürogebäude auf dem Werftgelände zu arbeiten. Mit vielen weiteren Frauen muss sie Metallteile prüfen, weil die Männer fehlen. Diese stumpfsinnige Tätigkeit hält sie nicht lange aus, und als sie eines Tages beobachtet, wie Taucher in schweren Anzügen und kugelrunden Metallhelmen in die Bucht hinabgelassen werden, ist ihre Sehnsucht geweckt, auch Taucherin zu werden. Sie beginnt, dafür zu kämpfen, für die Tauchausbildung zugelassen zu werden. Eine Frau, die taucht, das scheint undenkbar zu sein. Gleichzeitig verkompliziert sich auch ihr Privatleben, denn das Hafenviertel ist in Zeiten der Prohibition tief verflochten mit der Unterwelt des illegalen Alkoholhandels und des organisierten Verbrechens. Die Verwicklungen führen sie schließlich, wer hätte das gedacht, zu einem waghalsigen nächtlichen Tauchgang.

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