Süddeutsche Zeitung

Man Booker Prize:Olga Tokarczuk gewinnt

Lesezeit: 1 min

Die polnische Autorin Olga Tokarczuk hat den diesjährigen International Man Booker Prize gewonnen. Der mit 50 000 Pfund dotierte Preis wird seit 2016 für einen einzelnen ins Englische übersetzten Roman verliehen.

Von Alexander Menden

Die polnische Autorin Olga Tokarczuk hat den diesjährigen International Man Booker Prize gewonnen. Der mit 50 000 Pfund dotierte Preis wird seit 2016 für einen einzelnen ins Englische übersetzten Roman verliehen; von 2005 bis 2015 erhielten die Prämierten ihn für ihr Lebenswerk. Die studierte Psychologin, Jahrgang 1962, setzte sich mit "Flights" (deutscher Titel: "Unrast") gegen Autoren aus Südkorea, Spanien, Frankreich, Ungarn und dem Irak durch, darunter auch die beiden früheren Preisträger László Krasznahorkai (2015) und Han Kang (2016).

Der aus fragmentartigen Kapiteln zusammengesetzte Roman, im polnischen Original bereits 2007 publiziert, verflicht die Betrachtungen einer Reisenden unserer Tage mit diversen Einzel- und Gruppenschicksalen vergangener Jahrhunderte: Von einem flämischen Anatomen des 17. Jahrhunderts, der die Achillessehne entdeckt, über eine slawische Wandersekte namens Bieguni (so auch der Originaltitel) bis zur postumen Reise der Schwester Chopins, die das Herz des Komponisten von Paris nach Warschau bringt. Die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers, unausgesetzte Bewegung und die Bedeutung von Heimat sind sämtlich Themen, die das Buch durchziehen.

Die Jury-Chefin, die in Polen geborene britische Autorin Lisa Appignanesi, begründete die Entscheidung für "Flights" unter anderem mit dem mühelos die Register wechselnden Tonfall der Erzählung, "der von Witz und vergnügter Verschmitztheit zu wirklicher emotionaler Textur wechselt und der sehr rasch Charakter zu erschaffen versteht, voller interessanter Abschweifungen und Spekulationen". Der Preis werde Olga Tokarczuk, die bereits zweimal den Hauptpreis der polnischen Literaturauszeichnung "Nike" sowie diverse deutsche Preise gewann, nun im englischsprachigen Raum hoffentlich deutlich bekannter machen. Die Autorin teilt sich das Preisgeld mit ihrer Übersetzerin, der amerikanischen Herausgeberin der Buenos Aires Review, Jennifer Croft.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3990085
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 24.05.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.