Der Sacharow-Preis des EU-Parlaments geht in diesem Jahr posthum an die Iranerin Jina Mahsa Amini und die von ihrem Tod ausgelöste Protestbewegung vor allem von Frauen in Iran. Die damals 22-jährige Amini war 2022 von islamischen Sittenwächtern festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch angeblich nicht richtig getragen hatte. In Polizeigewahrsam fiel die junge Frau kurze Zeit darauf ins Koma und starb. Was genau geschehen ist, ist bis heute ungeklärt. Aminis Eltern äußerten früh Zweifel an der staatlichen Darstellung, ihre Tochter sei infolge einer Erkrankung gestorben. Nach Angaben ihrer Familie war die Misshandlung durch die Sittenpolizei die Ursache. Die iranischen Behörden weisen das zurück. Aminis Tod führte zu massiven Protesten in Iran, vor allem von Frauen, die unter dem Motto "Frau, Leben, Freiheit" gegen das Hidschab-Gesetz und andere diskriminierende Vorschriften demonstrierten. "Die brutale Ermordung der 22-jährigen Jina Mahsa Amini war ein Wendepunkt. Sie hat eine frauengeführte Bewegung ausgelöst, die Geschichte schreibt", sagte Parlamentspräsidentin Roberta Metsola bei der Preisverleihung in Straßburg.
Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit, auch EU-Menschenrechtspreis genannt, wird seit 1988 vom Europäischen Parlament an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit einsetzen. Der Preis ist mit 50 000 Euro dotiert.