"Männerhort" im Kino:Angriff aufs Sitzfleisch

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Elyas M'Barek als Eroll, Detlev Buck als Helmut und Christoph Maria Herbst als Lars in "Männerhort" (Foto: dpa)

In "Männerhort" gehen Elyas M'Barek und Christoph Maria Herbst zum Lachen in den Keller. Warum reicht das tatsächlich für Platz eins in den Kinocharts?

Von Anna Steinbauer

Ein zerschlissenes Sofa, ein paar Pin-up Girls an der Wand, ein Kühlschrank voller Bier und ein riesiger Flachbildschirm, auf dem ständig Fußball läuft. So sieht er aus, der perfekte Hobbykeller. Eine Männeroase, wo endlich mal Ruhe ist. Keine shoppingwütigen Frauen, die oben, in der grausamen Reihenhaus-Retortenwelt, ihre Partner dazu verdonnern, ihre unzähligen Zalando-Rücksendungspakete zur Post zu bringen.

Der "Männerhort", so suggeriert diese Komödie, ist Sehnsuchtsort, Zuflucht und Schlaraffenland. Oder auch einfach nur ein Heizungskeller, in dem das vermeintlich starke Geschlecht endlich auch mal den Softie raushängen lassen darf. So zumindest wird er von den vier Herren, die sich hier konspirativ ihr kleines Paradies zusammenzimmern, genutzt.

Träumt davon die Männerwelt im Jahr 2014? Die Krise der Männlichkeit als Resultat von Frauenquote und Frauenparkplatz? Die Regisseurin Franziska Meyer Price hat mit "Männerhort" einen Film über verweichlichte Typen und Möchtegern-Machos gemacht, die sich gerne diktieren lassen, was sie zu tun haben. Die lieber reden, anstatt Sex zu haben und die einen heimlichen Kinderwunsch in sich tragen.

"Weiber haben die Macht"

Haben die Frauen also das Ruder übernommen, während die Männer zu Schoßhunden und Shoppingsklaven verkommen? So proklamiert das zumindest dieser Film, der soeben an die Spitze der deutschen Kinocharts gestürmt ist. Und zwar mit pseudofeministischen Parolen, die alle patriarchalen Rollenvorstellungen wenig elegant einfach umdrehen: "Weiber haben die Macht", heißt es im Film. Und: "Männer brauchen einen Ort, an dem sie noch Männer sein können." Ist das nun eine Männerphantasie oder Frauenprojektion? Die Regisseurin nahm den gleichnamigen Boulevardtheater-Hit des isländisch-deutschen Schriftstellers Kristof Magnusson zur Vorlage.

Man könnte natürlich heruminterpretieren, ob es hier um die absichtliche Konfusion männlicher und weiblicher Blicke gehen soll. Oder gar um eine indirekte Feminismus-Kritik, Version 2014. Man könnte aber auch auf den waghalsigen Gedanken kommen, dass der Inhalt vollkommen wurscht ist, solange die Starbesetzung zieht. In Elyas M' Barek, Christoph Maria Herbst und Detlev Buck als frustrierte und von der Frauenwelt gepeinigte Hauptdarsteller hat die Regisseurin auf jeden Fall einige der beliebtesten Schauspieler versammelt, die Deutschland zur Zeit zu bieten hat.

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Herbst verkörpert die Rolle des notgeilen, derbe Sprüche reißenden Dixie-Klo Vertreters Lars. Dazu M' Barek als sensibler Software-Entwickler Eroll, der mit seiner sexsüchtigen Freundin (Cosma Shiva Hagen) gern einfach mal nur über seine Gefühle diskutieren würde, anstatt andauernd von ihr besprungen zu werden. Und um auch schön vielfältig und gesellschaftsspiegelnd zu sein, komplettieren der schwule Pilot Helmut (Detlev Buck) und der bestens integrierte türkische Hausmeister Aykut (Serkan Cetinkaya) die Männerpension.

Diese droht zunächst aufzufliegen. Denn die Existenz des Männerhorts ist selbstverständlich geheim und wird als Unterschlupf vor allem dann aufgesucht, wenn es mit den Frauen mal wieder besonders schlimm ist - also eigentlich immer. Dann saufen und rauchen die Herren, als würden diese Verhaltensformen automatisch fehlende Männlichkeit generieren, und lästern sich den angestauten Frust von der Seele.

Subtil ist hier nichts

Ansonsten: Zoten in hoher Frequenz, tendenziell pseudoprovokativ. Auf die empörte Frage einer Frau, welche Behinderung es Dixie-Klo-Lars denn erlaube, auf dem Behindertenparkplatz zu parken, antwortet er: "Tourette, du Fotze." Subtil sind in "Männerhort" weder die Dialoge noch die Figuren. Der zwar harmlose, aber langweilige Fäkal- und Penis-Humor in Kombination mit der peinlichen Umkehr konservativer Geschlechterrollen ist höchstens ein Angriff aufs Sitzfleisch.

Immerhin entledigt sich Elyas M'Barek in der Schlussszene seines T-Shirts, dass er sich vom muskulösen Leib reißt. Aber das ist dann doch eher kein "Männerhort", sondern eine potenzielle Frauenphantasie.

Männerhort , D 2014 - Regie: Franziska Meyer Price. Buch: Rainer Ewerrien, David Ungureit nach dem gleichnamigen Stück von Kristof Magnusson. Kamera: Bernhard Jasper. Mit: Detlev Buck, Elyas M'Barek, Christoph Maria Herbst, Cosma Shiva Hagen. Constantin, 97 Minuten.

© SZ vom 07.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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