Mädchengeschichte:Magische Kriechknollen

Ein Mädchen mit Hexenkräften sucht ihren Vater und macht eine Menge seltsamer Erfahrungen mit magischen Helfern, die ihr auf ungewöhnliche Weise bei seiner Befreiung helfen. Spannend.

Von Verena Hoenig

Penelop mit den roten Haaren riecht nach Feuer und hört manchmal schon vorher, dass ihre Mutter sie rufen wird. Kurz vor seinem elften Geburtstag bemerkt das Mädchen weitere magische Kräfte. So kann es plötzlich fliegen und mit der Straße sprechen. Eine weitere aufregende Entdeckung ist, dass der Vater, den es für tot gehalten hat, lebt. Doch als ebenso mutiges wie kluges Mädchen - nach seiner Überzeugung bringt Angst selten weiter - wird die Tochter ihren Vater aus einer verzweifelten Lage befreien und die Familie wieder vereinen.

Die Autorin Valija Zinck, die in Berlin als Choreografin und Kindertanzpädagogin arbeitet, legt nach "Jakob und die Hempels unter dem Sofa" - einer fantastischen Familien- und Freundschaftsgeschichte -, in "Penelop und der funkenrote Zauber" ihr zweites Buch vor. Hier verfasst sie einen spannenden Hexenroman, in dem das Wort "Hexe" jedoch nie vorkommt. Stattdessen ist von "meinesgleichen" die Rede oder von "unserer Art". Man erkennt sich untereinander an einem flüchtigen Zucken über dem Nacken. Einige Magiebegabte sind in der Lage, sich in die Köpfe anderer Menschen einzuschleusen.

Die geheimnisvolle Geschichte überrascht mit weiteren ungewöhnlichen Ideen. Dazu gehört eine "Akkukatze", die Energie speichert und allein durch ihren Blick eine Weisheit wie "Sieh die Dinge so, wie sie sind, und nicht, wie du denkst, dass sie seien" übermitteln kann. Es gibt Regen, der nicht nass macht, einen als Kurier agierenden Weberknecht und "Kriechknollen", mit denen Penelop ihrem Vater einen Denkzettel verpassen will, da sie zunächst annimmt, er sei ein Schuft. Nachdem sie die Wahrheit erkannt hat, dient das lianenartige Gewächs während einer gefährlichen Flucht dann als Strickleiter. Sehr berührend ist die Szene, in der das Mädchen seinem Vater in einem Schwall von Worten all das zu erzählen versucht, was es in den letzten zehn Jahren erlebt, erkannt, gedacht und gefühlt hat. Für diese neue Variante von Christine Nöstlingers "Feuerroter Friederike", hat sich die Autorin als Kulisse die Landschaften und Dörfern der Uckermark gewählt, sie erzählt in dichter, poetischer Sprache von den Wiesen und Wäldern, die sie inspiriert haben.

In einem Interview verrät Zinck, dass sie auf Klingelschildern und in Telefonbüchern immerzu Ausschau nach ungewöhnlichen Namen halte, um dann "zu gucken, was daraus entsteht". Sie feilt an ihren Geschichten, vermeidet das oft Gehörte, Abgedroschene. Es ist ihr in dieser magischen Geschichte überzeugend gelungen ist. (ab 10 Jahre)

Valija Zinck: Penelop und der funkenrote Zauber. Mit Illustrationen von Annabelle von Sperber. Fischer Kinderbuchverlag, Frankfurt 2017. 254 Seiten, 12,99 Euro.

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