Süddeutsche Zeitung

"Lux - Krieger des Lichts" im Kino:Der Superheld aus dem Obst- und Gemüsegroßhandel

Der deutsche Film "Lux - Krieger des Lichts" stellt das Genre gekonnt auf den Kopf. Einen lustigeren und liebenswerteren Superhelden bekommt man derzeit nicht im Kino geboten.

Von David Steinitz

Der schlimmste Feind des Superhelden ist Paragraf 17a Absatz 2 des Versammlungsgesetzes: das Vermummungsverbot. Lux (Franz Rogowski) marschiert in seinem selbstgebastelten Kostüm bei einer Demonstration gegen Gentrifizierung mit, wird aber prompt von der Polizei einkassiert. Die Berliner Gesetzeshüter haben nichts gegen gute Taten - aber bitte ohne Maske.

Auch sonst hat es Lux, der eigentlich Torsten heißt, nicht leicht. Er arbeitet im Schichtbetrieb für einen Obst- und Gemüsegroßhandel, was das Leben als Superheld schon rein logistisch ziemlich kompliziert macht. Sobald sein Job es zulässt, bringt er sich mit Liegestützen und Springseilspringen auf dem Dach seines Plattenbaudomizils in Form für seine eigentliche Leidenschaft: ein Superheld fürs echte Leben zu sein, für die Nöte des einfachen Bürgers. Lux verteilt zum Beispiel Lebensmittel an Obdachlose und protestiert gegen Immobilienspekulanten, die die Mietpreise in der Hauptstadt ohne Rücksicht auf die Bewohner in die Höhe treiben wollen. Dass er vom Berliner Partyvolk vor den Kneipen und in den Dönerbuden eher belächelt wird, wenn er in voller Superheldenmontur anrückt, ignoriert er mit einem bewundernswerten Stoizismus.

"Lux - Krieger des Lichts" ist das Spielfilmdebüt des Regisseurs Daniel Wild. Der Filmemacher stellt in seiner Tragikomödie über die realen Herausforderungen des Heldentums das Genre gekonnt auf den Kopf. Einen lustigeren und liebenswerteren Superhelden bekommt man trotz der großen Auswahl derzeit nicht im Kino geboten.

Da lenkt es fast ein bisschen ab, dass der Film noch eine Rahmenhandlung drum herum hat: ein ambitionierter Jungregisseur will Lux zum Reality-Star einer Webserie machen. Und zwar im Auftrag eines sinistren Produzenten, der dem nettesten aller Superhelden absichtlich Steine in den Weg legt, damit die doch recht braven nächtlichen Streifzüge von ein bisschen mehr Action beseelt werden.

Dieser Erzählstrang kommt über eine reine Medienschelte nicht so richtig hinaus; dass der böse Produzent trotzdem bedrohlich gut als Antagonist funktioniert, liegt an Heiko Pinkowski, der ihn dermaßen feist und widerlich spielt, dass man diesen Mann schon hasst, wenn er sich nur eine Mandarine schält.

Lux - Krieger des Lichts, Deutschland 2017 - Regie, Buch: Daniel Wild. Kamera: Yannick Bonica. Mit: Franz Rogowski, Heiko Pinkowski, Eva Weißenborn, Tilman Strauss. Zorro, 104 Minuten.

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SZ vom 04.01.2018/doer
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