Mickey denkt oft, dass sie etwas falsch gemacht hat. Eine Chance verpasst, jemanden enttäuscht, in einer schwierigen Situation nicht richtig reagiert hat. Michaela "Mickey" Fitzgerald ist Streifenpolizistin in Philadelphia, Anfang 30, alleinerziehend. In den Vierteln, durch die sie Patrouille fährt, haben Armut und Rauschgift ihre Spuren in der Stadt und den Menschen hinterlassen. Ganze Straßenzüge sind verlassen, in zugigen Ruinen hausen abgemagerte Gestalten auf der Suche nach Drogen, Sex und Schutz. Meist in dieser Reihenfolge. Polizisten wie Mickey kennen die Prostituierten, die ihren Körper für den nächsten Schuss verkaufen, die Hinterzimmer, in denen die Süchtigen unter Aufsicht ausnüchtern, und sie kennen die Dealer und Zuhälter in ihrem Viertel, als wären es Arbeitskollegen. Diese Streifen durch die schlechteren Gegenden Philadelphias wirken in Liz Moores Roman "Long Bright River" wie eine letzte, verzweifelte Verwaltung des Elends, wie das Schauspiel staatlicher Präsenz in praktisch aufgegebenen Teilen der amerikanischen Gesellschaft.
"Long Bright River":Vom Fünf-Dollar-Muffin träumen
Lesezeit: 3 min
Verlassene Straßen, zugige Ruinen, abgemagerte Gestalten auf der Suche nach Drogen und Sex: Liz Moores Roman "Long Bright River" über eine Streifenpolizistin in Philadelphia.
Von Nicolas Freund
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