Little Britain:Wie heißt Eric noch mal?

Sunbathers enjoy the sunshine on Castle Hill beach, in Tenby, West Wales

Die Strände von Wales gehören zu den schönsten der Welt - das behaupten jedenfalls die Einheimischen.

(Foto: REUTERS)

Wenn man schon einen Mietwagen mit der Beschleunigung eines Düsenjets hat, dann muss muss man auch etwas damit unternehmen. Unser Kolumnist fährt aufs Geratewohl nach Wales und findet sich in einem Surfladen wieder, wo er Eric trifft - der nicht aufhört, nach seinem eigenen Namen zu fragen.

Von Christian Zaschke, London

Wales also. Nach gut vier Stunden Fahrt stellte ich den kettenpanzergroßen Wagen im Zentrum des Dörfchens Narberth auf zwei Parkplätzen ab und zahlte dafür eine Gebühr von 40 Pence für den ganzen Tag, was mich umgehend für Wales einnahm. In London kann man für 40 Pence ungefähr zwei Minuten parken.

Anschließend begab ich mich in den örtlichen Surfladen, wo ich eine Badehose kaufen wollte. Dort stieß ich auf Eric, der sich im Surfladen von Narberth herumdrückt und Kunden von der Seite anredet, wenn ihm danach ist. Eric ist Mitte 60, er geht zweimal im Jahr auf Kreuzfahrt und trägt eine Schirmmütze mit der Aufschrift der Reederei Cunard. An der Mütze hat er ein Schild befestigt, auf dem "Eric" steht. "Na, wie heiße ich?", fragte Eric. "Eric?", sagte ich. Er lächelte nachsichtig.

Keine Ahnung, wie genau ich auf Wales gekommen war. Aber Anfang der Woche saß ich in einem zu großen Mietwagen und gondelte mit knapp 70 Sachen gen Westen. Da ich mir nicht merken kann, wo das Tempolimit in Großbritannien liegt, fahre ich grundsätzlich knapp 70 Meilen pro Stunde, sobald ich die Stadt verlasse, und das scheint okay zu sein. Innerhalb der Stadt stellt sich das Problem nicht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit in London liegt bei fünf Meilen pro Stunde, allerdings nur, wenn es flüssig läuft, was nie der Fall ist außer früh am Sonntagmorgen.

Zweimal Gas geben und schon spricht man mit Eric

Erneut hatte die Mietwagenfirma meinen Wunsch nach einem angenehm faden Alltagsauto ignoriert. Immerhin war es diesmal nicht ein hüfthoher Sportwagen geworden, der schon im Leerlauf klingt wie eine startende Düsenjägerstaffel, sondern ein Gefährt, wie es sehr kleine Männer und Freundinnen von Fußballprofis fahren. Es war lächerlich, aber immerhin konnte man aufrecht sitzen.

Wales also. Bald erschienen am Horizont die phantastischen Hängebrücken über den Severn, der übrigens 354 Kilometer lang und damit der längste Fluss Großbritanniens ist. Auf der anderen Seite der Brücken erstreckt sich Wales, dann gibt man noch zweimal Gas, parkt, steigt aus, und schon spricht man mit Eric. Er erklärte, dass Narberth, das Dorf mit den vielleicht niedrigsten Parkgebühren des Landes, der beste Ort der Welt sei.

Er referierte, dass man von Narberth aus in weniger als einer Stunde genau 148 Strände erreicht, von denen einige zu den schönsten der Welt gehören. Barafundle. Newgale. Caerfai. Abereiddy. Langland Bay. "Hmhm", sagte ich und griff mir eine blau-weiß gestreifte Badehose.

Als ich halb nackt in der Umkleidekabine stand, hörte ich, wie Eric meine zauberhafte Begleitung fragte: "Na, wie heiße ich?" Mein Herz machte einen Sprung, als sie gelassen sagte: "Cunard."

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