Little Britain:Praktische Tipps im Pub

Pub London

Praktische Tipps für den Alltag? Auch das kriegen Hilfesuchende im Pub.

(Foto: Leon Neal/AFP)

Schade. Im nächsten Brad-Pitt-Film wird der stets erstaunliche G. doch nicht auftreten. Aber beim nächsten Kenneth-Branagh-Film bestehen noch Chancen. Mit seinem Wissen über Haarspray lässt er seinen Begleiter auf einer Pub-Tour einmal mehr staunen.

Von Christian Zaschke, London

Als Anfang der Woche eine unerklärliche Melancholie von mir Besitz ergriff, rief ich den stets erstaunlichen G. an, der flugs eine kleine Pub-Tour in Soho improvisierte, die über das "Toucan", in dessen Keller Jimi Hendrix mal gespielt hat, ins "Nelly Dean" führte. Wir tranken einige klitzekleine Bierchen, und G. erzählte, dass er den Statistenjob im neuen Brad-Pitt-Film nun doch nicht bekomme. "Die hatten offenbar Angst, dass ich ihm die Schau stehle", sagte er. Ich nickte.

Wir schlenderten rüber ins "French House". G. erzählte, dass er immerhin beim neuen Kenneth-Branagh-Film noch im Rennen sei. Er soll einen Hintergrundfechter spielen. Die Entscheidung fällt wohl nächste Woche.

Mir sind alle Leserbriefe teuer, aber nur die handgeschriebenen bewahre ich in einer kleinen Leserbriefkiste auf. Unter diesen wiederum ist mir einer besonders lieb, der erklärt, wie man unentfernbare Flecken entfernt. Ich hatte vor Äonen in einer Kolumne eher nebenbei erwähnt, dass auf meinem neuen Sofa ein dunkelblauer Kulifleck zu sehen sei. Eine freundliche Dame aus Braunschweig erläuterte in geschwungener Schrift, dass man ein wenig Haarspray auf den Fleck geben müsse, nach einigen Minuten verschwinde er einfach. Sie wisse nicht, warum das so sei. Eine befreundete Friseurin habe ihr diesen todsicheren Trick verraten.

Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob das wirklich funktioniert. Ziemlich sicher bin ich mir hingegen, G. nie davon erzählt zu haben.

Im "French House" herrscht immer eine besondere Stimmung, eine kaum zu beschreibende, erstaunlich unbesoffene Heiterkeit, was auch daran liegen mag, dass sie das Bier dort ausschließlich in Halfpints ausschenken, weil sie das zivilisierter finden. Neben uns erzählte ein Nadelstreifenmann seiner Begleitung, dass er eben im Büro sein Maßhemd ruiniert habe, weil er sich versehentlich einen Strich auf die Manschette gemalt habe. G. mischte sich ein und sagte ungewohnt freundlich: "Sprühen Sie Haarspray drauf, dann geht das weg." "Im Ernst?", fragte der Mann. "Im Ernst", sagte G.

Der Nadelstreifenmann gab eine Runde Ricard aus. Er referierte ausführlich, um welch erhabenes Getränk es sich handele und dass nirgendwo auf den britischen Inseln so viel Ricard getrunken werde wie im "French House". Trotz seines beachtlichen Schauspieltalents wollte es dem stets erstaunlichen G. nicht gelingen, einen immerhin halbwegs interessierten Gesichtsausdruck aufzusetzen. Er wandte sich zu mir und sagte: "Vielleicht sollten wir auf ein letztes im ,Coach & Horses' vorbeischauen." Ich nickte. Es gibt keinen besseren Ort, um eine seriöse Pub-Tour zu beenden. Wir leerten die Ricards und nahmen einen französischen Abschied.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: