Wie verbringt man die schwierige Zeit zwischen zwei Sofa-Lieferungen am besten? Richtig, man fährt kurz nach Nordirland. Dort wurde ich in einen Kleinbus verfrachtet, der über eine hügelige Landstraße zum Hotel kachelte. Der Fahrer sah aus wie ein dick gewordener Eddie Irvine und ließ die Geschwindigkeit nie unter 150 Sachen sinken. Hasen, Rehe und Tiere, die es nur in Nordirland gibt, stoben in Todesangst rechts und links durch die Felder, wenn der Bus um eine Kurve schlitterte oder einen Hügel übersprang. Kühe vergaßen das Wiederkäuen. Schwärme von Fluggetier fanden an der Windschutzscheibe ein ebenso jähes wie blutiges Ende. Die Fliehkräfte ließen meinen Magen auf Erbsengröße schrumpfen. Ich dachte noch einmal an alles.
Als die Fahrt überraschend am Hotel endete, war ich so dankbar, überlebt zu haben, dass ich die Sofamenschen vergessen hatte. Die niederträchtigen Sofamenschen. Erst auf dem Rückflug nach London dachte ich wieder fast ununterbrochen an die Sofamenschen. Die durchtriebenen Sofamenschen. Neben mir saß eine Deutsche, die Deutsch mit englischem Akzent sprach, weil sie, wie sie sagte, schon "so länge in Landen läibt". Ich lächelte freundlich und dachte: "Wenn du noch eine Sekunde länger mit diesem albernen Akzent sprichst, hetzte ich die Sofamenschen auf dich."
Der Fahrer telefoniert ununterbrochen mit seinem Handy
Den erstaunlichsten Akzent Britanniens sprechen übrigens die Nordiren. Er ist zugleich von miefiger Provinzialität und singender Schönheit. Als Insasse eines Kleinbusses bekommt man davon einen guten Eindruck, weil der Fahrer ununterbrochen mit dem Handy telefoniert, während er so schnell fährt, dass die Zeit rückwärts läuft. Eine Strecke, für die Michael Schumacher eine Stunde braucht, bewältigt man im nordirischen Kleinbus in 40 Minuten.
Die schamlosen Sofamenschen hatten mir kürzlich ein Sofa mit unentfernbarem Kulifleck in meine neue Wohnung geliefert. Ich hatte schon in meiner alten Wohnung ein Problem mit einem unentfernbaren Fleck gehabt, auf das ich gar nicht weiter eingehen will. Auf meine Beschwerden reagierten die Sofamenschen, indem sie zwei Tage lang so taten, als sei nichts, und mich damit nebenbei von dem Irrglauben befreiten, das könne niemand so gut wie ich. Schließlich versprachen sie halbherzig, ein neues Sofa zu liefern.
An diesem Donnerstag wuchteten zwei schmächtige Männer das neue Sofa in die Wohnung und zerkratzen dabei lässig eine frisch gestrichene Wand. Als sie anschließend das befleckte Sofa runtertrugen, zogen sie gekonnt einen armlangen Riss in den Flur. Ich lächelte freundlich, dachte an nordirische Kleinbusse und gab ihnen ein schönes Trinkgeld.