Literaturpreis:Safttropfend

Am 1. Dezember wird zum 23. Mal der "Bad Sex in Fiction Award" vergeben. Das sind die Anwärter auf den Preis für schlechten Literatur-Sex.

Von Alexander Menden

Die Verleihung eines der bedeutendsten Literaturpreise steht an: Zum 23. Mal vergibt der Literary Review seinen "Bad Sex in Fiction Award". Das britische Magazin will damit "auf die grobe, geschmacklose, oft oberflächliche Verwendung überflüssiger Passagen sexuellen Inhalts" in neu erschienenen Romanen hinweisen und "ihr entgegenwirken".

Als besonders aussichtsreicher Kandidat gilt das Universalgenie Steven Morrissey, vor allem als Sänger der Smiths bekannt. In seinem Erstlingsroman "List of the Lost" gibt es das Paar Eliza und Ezra, "zusammengerollt in einem kichernden Schneeball vollschlanker Kopulation", unsanft endend auf dem Fußboden: "Beide fielen ungelenk vom Bett." Ähnlich gute Chancen darf man der Amerikanerin Erica Jong einräumen. In ihrem Werk "Fear of Dying" versichert eine Frau dem Mann, mit dem sie gerade Sex hatte, er habe dabei die tantrische Lebenskraft Kundalini erweckt. "Darauf kannste wetten", sagt ihr romantischer Gespiele. "Kundalini, Schmundalini, alles gutes Zeug!"

In der Novelle "The Martini Shot" von George Pelecanos sorgt sich der Erzähler nach dem Sex rührend um die Frisur seiner Partnerin: ",Danke', sagte ich, meine Hand noch immer in ihrem Haar. Ich hatte es wohl verdreht. Es war ganz unordentlich." Sehr schön auch eine Passage aus "Fates and Furies" von Lauren Groff: "Er schloss seine Augen und dachte an Mangos, gespaltene Papayas, Früchte, säuerlich und süß und safttropfend, und dann ging er ab, und er stöhnte und sein ganzer Körper wurde süß."

Weitere Kandidaten sind Richard Bausch, Aleksandar Hemon, Joshua Cohen und der Norweger Tomas Espedal. Alles in allem, wie der Literary Review befriedigt konstatiert, "ein gutes Jahr für schlechten Sex". Der Sieger wird am 1. Dezember bekannt gegeben.

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