Literaturnobelpreis:Verfeindete Schweden

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Der Sitz der Schwedische Akademie im Herzen von Stockholm. (Foto: dpa)

Die persönlichen Konflikte in der Schwedischen Akademie, die den Nobelpreis vergibt, schwelen weiter.

Von Thomas Steinfeld

Der Sommer war lang und heiß, besonders in Schweden. Nun ist es deutlich kühler, es regnet, und der in den Ferien vorübergehend still gestellte Konflikt innerhalb der Schwedischen Akademie flammt wieder auf: Erinnert man sich, dass die Akademie aus achtzehn Mitgliedern bestehen muss und dass es für wichtige Entscheidungen - für die Wahl neuer Mitglieder oder die Entscheidung für einen Nobelpreisträger der Literatur - ein Quorum von zwei Dritteln gibt? Zuletzt, im Juni, saßen nach diversen Austritten jedenfalls nur noch zehn aktive Mitglieder in der Akademie. Am Donnerstagabend sagte nun einer der Abtrünnigen, der Literaturwissenschaftler Kjell Espmark, er könne sich vorstellen, mit zwei weiteren Aussteigern zur Arbeit in der Akademie zurückzukehren. Das war überraschend, hatte diese drei doch zuvor eine Rückkehr mit der Bedingung verbunden, dass Horace Engdahl, der Kopf der Rest-Akademie, ausscheiden müsse. Es war ferner überraschend, weil die Parteien sich gegenseitig mit so sehr mit Schmähungen und Verdächtigungen überhäuft hatten, dass ein ziviler Umgang miteinander unmöglich geworden schien. Am Freitag jedenfalls wurden zwei Drittel der neuesten Ankündigungen zurückgenommen: Man käme möglicherweise nur ein bisschen zurück, und zwar nur zu dem Zweck, die Wahl neuer Mitglieder zu ermöglichen - vielleicht, vielleicht. So aber erscheint die neueste Wendung in dieser Seifenoper nur als die jüngste Rochade in einer heillos verworrenen Geschichte: Die Nobelstiftung, die Instanz, die das Geld für den Nobelpreis zur Verfügung stellt, erklärte jedenfalls, man erkenne nicht, dass die Akademie durch die mögliche Rückkehr der drei Abtrünnigen an Vertrauenswürdigkeit gewonnen habe. Sie wird wissen, warum sie das sagte.

© SZ vom 01.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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