Schwedische Akademie:Literaturnobelpreis geht an südkoreanische Autorin Han Kang

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Die Südkoreanerin Han Kang (Archivbild von 2019). (Foto: Fredrik Sandberg/TT via www.imago-images.de/imago images/TT)

Etwa 200 Namen standen auf der erweiterten Kandidatenliste. Nun steht die Gewinnerin fest.

Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an die südkoreanische Autorin Han Kang. Das gab die Schwedische Akademie in Stockholm bekannt. Sie werde ausgezeichnet „für ihre intensive poetische Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt“. Besonders hob die Akademie den experimentellen Stil der Autorin hervor: „Sie verfügt über ein einzigartiges Gespür für die Zusammenhänge zwischen Körper und Seele, Lebenden und Toten.“ Han Kang gilt als wichtigste literarische Stimme Koreas.

Der internationale Durchbruch sei ihr mit dem Roman „Die Vegetarierin“ (2007) gelungen, der die gewalttätigen Folgen schildert, die sich für die Protagonistin aufgrund ihrer Weigerung ergeben, sich den Normen der Ernährung zu unterwerfen. 2016 erhielt sie für den Roman den Man Booker International Prize. Auf große Beachtung stieß nicht zuletzt der Roman „Menschenwerk“ über die Geschichte der blutig niedergeschlagenen Studentenproteste 1980 in ihrer Heimatstadt Gwangju.

Han Kang ist die 18. Frau, die den Literaturnobelpreis erhält und die erste Autorin aus Südkorea. Die 53-Jährige gehörte nicht zum Kreis der Favoriten, aber sie ist eine klar verdiente und auch vergleichsweise bekannte Preisträgerin.

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Neben einer Reihe weiterer aussichtsreicher Kandidaten waren der Chinesin Can Xue, dem aus Indien stammenden britisch-amerikanischen Schriftsteller Salman Rushdie und dem Australier Gerald Murnane große Chancen eingeräumt worden. Etwa 200 Namen standen nach Auskunft der Akademie auf der erweiterten Kandidatenliste – wer darunter ist, wird nach der Bekanntgabe traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten.

In den vergangenen beiden Jahren war der Literaturnobelpreis an den Norweger Jon Fosse und die Französin Annie Ernaux gegangen. Beide hatten damals vorab jeweils zum engeren Favoritenkreis gezählt. Die Schwedische Akademie ist allerdings bekannt dafür, manchmal auch die Namen von eher unbekannten Autorinnen und Autoren aus dem Hut zu zaubern. Den tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah beispielsweise kannten nur wenige, bis er 2021 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

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Seit der ersten Preisvergabe im Jahr 1901 wurden insgesamt 120 Literaturnobelpreisträgerinnen und -preisträger benannt. Zu ihnen gehören weltbekannte Literaten wie Ernest Hemingway, Selma Lagerlöf und Jean-Paul Sartre, aber auch Persönlichkeiten wie der frühere britische Premier Winston Churchill und der US-Musiker Bob Dylan, die zunächst nicht unbedingt mit der Weltliteratur in Verbindung gebracht werden. Die letzten deutschen Preisträger waren Herta Müller vor 15 und Günter Grass vor 25 Jahren, der letzte deutschsprachige der Österreicher Peter Handke vor fünf Jahren.

In dieser Woche waren bereits die Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie verkündet worden – die Auszeichnungen gingen ausschließlich an Männer. Han Kang ist die erste Preisträgerin in diesem Jahr.

Am Freitag ist der Friedensnobelpreis an der Reihe, verkündet wird das Ergebnis nicht wie bei den anderen Nobelpreisen in Stockholm, sondern in Oslo. Am kommenden Montag schließt dann die Kategorie Wirtschaftswissenschaften die alljährlichen Nobelpreis-Bekanntgaben ab.

Feierlich überreicht werden die prestigeträchtigen Nobelmedaillen traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833–1896). Die Auszeichnungen sind in diesem Jahr erneut mit einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen (fast 970 000 Euro) dotiert.

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