Knut Ahnlund, Jury-Mitglied des Nobel-Preis-Kommitees, ist kurz vor Vergabe des Literatur-Nobelpreises unter wütendem Protest gegen die letztjährige Auszeichnung der österreichische Autorin Elfriede Jelinek zurückgetreten.
"Die Verleihung an Elfriede Jelinek hat das Ansehen des Preises auf absehbare Zeit zerstört", schrieb er in einem am Dienstag veröffentlichten Artikel der Tageszeitung Svenska Dagbladet.
Ahnlund hat seit rund zehn Jahren nicht mehr selbst an der Auswahl der Preisträger mitgewirkt, war aber weiterhin Mitglied der Schwedischen Akademie, die den Nobelpreisträger bestimmt.
Jelineks Werk sei "monoton und vereinfachend", meinte Ahnlund. Es sei ein "Gewirr von Text, dass ohne die Spur künstlerischer Struktur zusammengeworfen erscheint".
Jury-Mitglied Ahnlund: Jelineks Werk zu lesen sei "Sklavenarbeit"
Der "angeschwollene Umfang" stehe in "verheerendem Kontrast zu den papierdünnen Ideen und Visionen". Ahnlund meldete Zweifel an, ob die Jury-Mitglieder tatsächlich Jelineks Werk gelesen hätten. "Ich kann aus eigener Erfahrung bezeugen, dass das Lesen ihres Werks nicht einfach in einer Woche oder einem Monat erledigt ist", schrieb Ahnlund. "Es ist reine Sklavenarbeit."
Der Vorsitzender der Schwedischen Akademie, Horace Engdahl, sagte dazu der schwedischen Nachrichtenagentur TT, der Rücktritt Ahnlunds werde kaum Auswirkungen haben. Ahnlunds Ankündigung sei "eine außergewöhnliche Pseudo-Nachricht", da der erzürnte Juror seit 1996 nicht an der Arbeit der Jury teilgenommen habe. Der Gewinner des diesjährigen Literatur-Nobelpreises soll am Donnerstag bekannt gegeben werden.