Kürzlich gab es eine Feierstunde im Historischen Rathaus zu Köln zu Ehren von Heinrich Böll. Die Schriftsteller Katja Lange-Müller und Thomas von Steinaecker, der Journalist Terry Albrecht vom WDR und die Chefin von Bölls Verlag Kiepenheuer & Witsch, Kerstin Gleba, sprachen eine gute Stunde lang über den Literaturnobelpreisträger von 1972. Es ging auch um den Krieg, aus dem Böll zerschlagen und mit dem beinahe einzigen Wunsch heimkehrte, das Erlebte, nein knapp Überlebte aufzuschreiben. Aber ein Land, das nach 1945 von seiner frischen Massenmordgeschichte sofort schon nichts mehr hören wollte, hatte natürlich auch kein Interesse, Geschichten darüber zu lesen. So blieb Böll lange ein Dichter ohne Verlag und ohne Publikum, was sich, wie man weiß, 20 Jahre später gewaltig ändern sollte: Böll war von Mitte der Sechzigerjahre an der bedeutendste deutsche Gegenwartsautor, zugleich das Gewissen einer Nation, die ihr Gewissen nur zu gern an einen wie ihn abgab.
Zum 50. Jahrestag der Nobelpreisverleihung an Heinrich Böll:Vermisst
Lesezeit: 8 min
Eine Art Wappentier der alten Bundesrepublik, gütig, tolerant und auf Ausgleich bedacht: Vor 50 Jahren bekam Heinrich Böll den Literaturnobelpreis.
(Foto: imago/Sven Simon, dpa)Was ist politische Literatur? Und was der Unterschied zwischen der diesjährigen Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux und Heinrich Böll, dem Preisträger von 1972?
Von Hilmar Klute
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