Süddeutsche Zeitung

Literaturgeschichte:Die Bauarbeiter an der Stalinallee

Lange war Michael Bienerts Erkundung von "Brechts Berlin" vergriffen. Jetzt ist das Buch wieder da. Es fragt nicht nur nach den Schauplätzen eines Schriftstellerlebens.

Von Lothar Müller

Manchmal kehren verschollene Bücher zurück, sogar in prächtigerer Gestalt als in ihrem ersten Leben. Das schöne Insel-Taschenbuch, in dem der Feuilletonkenner und Berliner Stadtführer Michael Bienert 1998 zum 100. Geburtstag Brechts dessen Verbindung zur Großstadt Berlin dargestellt hat, war lange vergriffen. Jetzt ist es wieder da, überarbeitet, aktualisiert und um manche Fotografie ergänzt ( Michael Bienert: Brechts Berlin. Literarische Schauplätze. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2018. 200 Seiten, 195 Abbildungen, 25 Euro).

Das Buch erschöpft sich nicht im Abschreiten der Brechtschen Wohnorte in Berlin, mit Streifzügen durch die Theater der Weimarer Republik und der jungen DDR, mit Blicken auf Brechts Bewegung im Stadtraum und durch die Milieus. Es fragt zugleich nach dem Zusammenhang von ästhetischer und politischer Gesinnung Brechts, so im Kapitel "Stalinallee". Auf unserer Abbildung ist hinter den Maurern, die 1952 an der Stalinallee arbeiten, das von Hermann Henselmann entworfene Haus an der Weberwiese zu sehen. Brechts Gedicht "An einen jungen Bauarbeiter in der Stalinallee" entstand 1952. Die Arbeitsnormen waren der Anlass für den Protestzug der Bauarbeiter der Stalinallee am 16. Juni, der einen Tag später zum Aufruhr wurde.

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Quelle:
SZ vom 30.01.2019
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