Literaturfest München:Lyrik Europas

Das Literaturfest ist eröffnet. Der Büchnerpreis-Träger Jan Wagner hat dazu als Kurator vor allem Lyriker eingeladen, die nicht auf Deutsch schreiben. Um so wichtiger wird die Rolle der Übersetzer und ihr Beitrag zur europäischen Integration.

Von Felix Stephan

Bei der Eröffnung des Literaturfests München am Mittwoch wurde der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu gefragt, warum seine Bücher so grausam, gleichzeitig aber auch so lustig seien. Das liege daran, antwortete Yiwu, dass Grausamkeit und Humor seiner Erfahrung nach nah beieinander lägen. Als er wegen eines Tiananmen-Gedichtes vier Jahre in einem chinesischen Gefängnis verbrachte, habe er sich die Zelle mit zwanzig Häftlingen geteilt, alle Todeskandidaten. Eines Tages wurde einer abgeholt und zu seiner Hinrichtung geführt. Der Aufbruch, so Yiwu, sei hastig verlaufen, die Polizisten hätten ihn weggezogen und er habe es nicht geschafft, beide Schuhe anzuziehen. Yiwu habe den anderen Schuh aufgehoben und sei ihm hinterhergelaufen: "Hier, du hast deinen Schuh vergessen." Das sei so eine Szene gewesen, grausam und gleichzeitig lustig.

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