Literatur:Tagung zu Lion Feuchtwanger

Man darf von dieser Tagung einiges erwarten, auch in erotischer Hinsicht. Denn wenn von Donnerstag, 17., bis Sonntag, 20. Oktober, die Tagung "Lion Feuchtwanger und München" im NS-Dokumentationszentrum und im Jüdischen Gemeindezentrum ihren Lauf nimmt, steht auch der Vortrag "Lion und Marta: ein junges Paar in München" auf dem Programm. Die Vortragende Birgit Maier-Katkin aus Tallahassee wird dabei wohl nicht umhin kommen, auch auf die kürzlich veröffentlichten Tagebücher aus dem Nachlass einzugehen: Sie zeigen Lion Feuchtwanger (1884-1958) als Erotomanen, der seine Ehefrau Marta bereits in den ersten Jahren in München notorisch betrog.

Doch ist dies natürlich nur eine Randnotiz angesichts der Bedeutung dieses berühmten Romanautors und Dramatikers, dessen Werk und Biografie stark von den Abgründen des 20. Jahrhunderts geprägt wurden. Die neunte Tagung der International Feuchtwanger Society (IFS) wird jedenfalls - nach Stationen in Los Angeles, Sanary sur Mer, Wien, Berlin und Paris - nun zum ersten Mal in München stattfinden, der Heimatstadt des Schriftstellers (Programm: siehe Termine unter www.muenchen.de, Eintritt frei). Passenderweise wird man sich insbesondere mit München-Aspekten beschäftigen, mit den Einflüssen auf den jungen Intellektuellen durch die hiesige Kulturszene, mit seinen Netzwerken. Vorträge werden sich unter anderem mit dem jungen Feuchtwanger zwischen Heine und Shakespeare beschäftigen, mit seinen Münchner Verlagen, mit Schlüsselwerken wie "Thomas Wendt" und "Erfolg". Unter dem Titel "Bayern auf der Couch" wird die Referentin Franziska Wolf den berühmten Roman "Erfolg" übrigens auch psychoanalytisch deuten.

© SZ vom 15.10.2019 / aw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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