Literatur - Lübeck:Lübecker Buddenbrookhaus vor dem Umbau

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Passanten gehen am Buddenbrookhaus vorbei. Foto: Angelika Warmuth/dpa (Foto: dpa)

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Lübeck (dpa) - Kurz vor seinem Umbau zeigt sich das Lübecker Buddenbrookhaus noch einmal in einem besonderen Licht. Vom 26. bis zum 29. Dezember wird die Fassade des Literaturmuseums jeweils ab 19 Uhr zur Leinwand. Videoprojektionen und ein eigener Soundtrack sollen die Geschichte des Hauses und der Familie Mann lebendig werden lassen. Die Videoinszenierungen seien zugleich ein glanzvoller Abschluss der Umzugspartys am 28. und 29. Dezember, sagte eine Sprecherin der Lübecker Museen. Danach wird das Haus für einen großen Umbau für voraussichtlich drei Jahre geschlossen.

Zuvor können Besucher zwei Tage lang bei freiem Eintritt noch einmal das alte Buddenbrookhaus erkunden und einen Vorgeschmack auf das neue Haus bekommen. "Das wird im Reigen der Thomas Mann Häuser in Pacific Palisades in den USA, Nidden auf der Kurischen Nehrung, Zürich und München etwas ganz Besonderes, denn nur hier gibt es einen literarischen und biografischen Bezug", sagte der Leitende Direktor der Lübecker Museen, Hans Wißkirchen.

Das Haus in der Mengstraße gehörte den Großeltern von Thomas Mann. In seinem Roman "Buddenbrooks" hat er dem Haus ein literarisches Denkmal gesetzt. Große Teile der Geschichte einer großbürgerlichen Kaufmannsfamilie spielen in dem Haus, das so zum Handlungsort der Weltliteratur wird. Für den 1901 erschienenen Roman wurde er 1929 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Rund 18 Millionen Euro wird der Umbau nach aktuellem Stand kosten. Finanziert wird das nach Angaben der Kulturstiftung der Hansestadt Lübeck von Bund, Land, der Possehl-Stiftung, der Stadt sowie von weiteren Stiftungen und einem privaten Spender.

"Mit der Neugestaltung wird das Haus der einzige Ort sein, an dem die gesamte Familie Mann umfassend präsentiert wird", sagt Wißkirchen. Unter dem Motto "vom Elternhaus zur Menschheit" soll im neuen Buddenbrookhaus die Familiengeschichte von den Anfängen in Lübeck über das amerikanische Exil bis zur Rückkehr nach Europa nachgezeichnet werden.

Doch auch die Welt der Buddenbrooks werde noch stärker als bisher erlebbar werden, versichert die Sprecherin der Lübecker Museen, Diana Wenninger. Im alten Buddenbrookhaus bildeten zwei nach der Vorlage des Romans gestaltete Räume im ersten Stock einen begehbaren Roman. Auch die jährliche Inszenierung "Weihnachten bei Buddenbrooks" spielte in diesen Räumen. Dabei wurde vor dem mit weißen Lilien und Silberflittern geschmückten Weihnachtsbaum das Weihnachtskapitel aus dem Roman vorgelesen. "Diese Inszenierung wird es auch in Zukunft geben", sagt Wenninger.

Weitere Details zur Gestaltung stehen dagegen noch nicht fest. Auf jeden Fall soll die Diele des historischen Kaufmannshauses aus dem 18. Jahrhundert in ihren Originalmaßen wieder entstehen. "Dort werden Besucher künftig in die Welt der Buddenbrooks eintauchen können", sagt Wißkirchen.

Das Haus war im Zweiten Weltkrieg bis auf die Außenfassade zerstört worden. Später wurde das Haus vorübergehend von einer Bank genutzt. 1991 kaufte die Stadt Lübeck das Haus und baute es zu einem Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum aus. 1993 wurde schließlich das Literaturmuseum Buddenbrookhaus eröffnet. Die aktuelle Gestaltung, die unter anderem mit dem Museumspreis des Europarates ausgezeichnet wurde, entstand im Jahr 2000 zur Expo in Hannover.

Auch wenn am neuen Ausstellungskonzept noch gearbeitet wird, werde das neue Buddenbrookhaus einen so noch nie da gewesenen Blick auf die gesamte Familie Mann ermöglichen, kündigt Wißkirchen an. "Dabei steht für uns die spannende Begegnung von analoger Museumswelt und digitaler Vermittlung im Zentrum. Hier werden wir ganz neue Wege beschreiten", sagt Lübecks Museumschef.

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