Literatur - Hamburg:Lisa Eckhart könnte sich über Preis "nicht mehr freuen"

Deutschland
Die Kabarettistin Lisa Eckhart wartet im Literaturhaus auf ihren Auftritt. Foto: Axel Heimken/dpa (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa/lno) - Nach ihrer Ausladung vom Harbourfront Literaturfestival möchte die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart den Preis für den besten Debütroman dort lieber nicht gewinnen. "Ich hoffe, dass man ihn jemand anderem gibt", sagte Eckhart am Donnerstagabend im Hamburger Literaturhaus. "Weil ich könnte mich über diesen Preis auch nicht mehr freuen", sagte die 27-Jährige, die ihren Debütroman "Omama" (Zsolnay Verlag) vorstellte.

Darin schildert sie die Lebensgeschichte ihrer Oma Helga, die in einem Dorf in der Steiermark aufgewachsen ist. Das Publikum im Literaturhaus - wegen der Corona-Epidemie waren nur 40 Zuschauer zugelassen - quittierte die vorgetragenen Passagen mit viel Gelächter und Applaus. Proteste gab es keine - was Eckhart "enttäuschend" fand, da sie extra ein Schild mit der Aufschrift "Eckhart, Du Sau!" gebastelt habe.

Die Kabarettistin war wegen Sicherheitsbedenken von dem Festival ausgeladen worden, was für einen Skandal sorgte. Kritiker werfen der Künstlerin vor, rassistische und antisemitische Klischees zu bedienen.

Die unabhängige Jury hatte jedoch angekündigt, dass Eckhart weiter im Rennen um den Klaus-Michael Kühne-Preis bleibt. Der mit 10 000 Euro dotierte Literaturpreis für das beste deutschsprachige Romandebüt des Jahres soll am 20. September in Hamburg verliehen werden.

"Ich glaube, dass diese Querulanten und ich, dass wir jetzt vor dem gleichen Problem stehen: Jetzt bin ich auf der Spiegel-Bestsellerliste sofort Platz 11. Und sie werden sich fragen: Oh, Gott, sind wir Schuld? Und ich werde mich mein Leben lang fragen: Oh, Gott, waren die Schuld und war es gar nicht ich selbst?", meinte die Kabarettistin. "Das ist bitter. Niemand hat von dieser Sache profitiert und deswegen hoffe ich, dass man mich nicht auch noch mit diesem Preis und den dazugehörigen Zweifeln verflucht."

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