Süddeutsche Zeitung

Literatur:Franzens Regeln

Von Jan Jekal

Dem amerikanischen Autor Jonathan Franzen ist es ein weiteres Mal gelungen, ganz Twitter gegen sich aufzubringen. Franzen, der in den letzten Jahren vor allem mit seiner herablassenden Haltung gegenüber der digitalen Moderne Diskussionen anstieß, hat in seiner neuen Essaysammlung zehn Regeln für junge Autoren aufgestellt. Darunter sind Aphorismen wie "Man muss erst lieben, um erbarmungslos sein zu können" oder stilistische Hinweise wie der, dass interessant anmutende Verben selten interessant seien. Am meisten beachtet wurde aber seine Regel, man solle an einem Arbeitsplatz ohne Internetzugang schreiben. Es sei nämlich zweifelhaft, so Franzen, ob jemand mit Wlan-Verbindung schon einmal einen guten Roman hinbekommen habe. Darauf haben eine Menge Autoren auf Twitter mit eigenen Regeln reagiert. Zu den Hinweisen zählte bei ihnen natürlich "Höre niemals auf Jonathan Franzen". Ein Ratschlag des Komikers Patton Oswalt war zudem, dass jedes Buch auf einem Boot spielen sollte. "Man kann ja von Jonathan Franzen halten, was man will", twitterte später der Autor Nathan Goldman. "Aber er hat es fertiggebracht, dass alle auf Twitter über ihn sprechen, ohne selbst auf Twitter zu sein. Was bedeutet, dass er Twitter besser verstanden hat als jeder von uns." Nun weiß zudem auch jeder, dass eine neue Essaysammlung von Franzen erschienen ist.

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Quelle:
SZ vom 17.11.2018
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