Literatur:Emotionale Reise

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Lea Coplin stellt ihren Roman "Nichts ist gut. Ohne dich" vor

Von Barbara Hordych, München

Plötzlich steht er in dem kleinen Buchladen im Münchner Glockenbachviertel vor Jana an der Kasse: Leander, der vor sechs Jahren einen für ihren Bruder tödlichen Autounfall verursacht hat und dann in eine teure Eliteschule verschwunden ist. Angeblich hatten ihre Väter diesen Deal ausgehandelt. Das Leben der beiden Familien nahm trotzdem eine katastrophale Wendung. Während Leanders Mutter in der Gegenwart von Lea Coplins Roman "Nichts ist gut. Ohne dich" mit dem Krebs kämpft, worüber sich ihr Mann mit einer jungen Freundin hinwegtröstet, ist auch Janas Mutter "nie über Tims Tod hinweggekommen. Sie verlor den Sohn, Marie und ich verloren sie. Und mein Vater, er musste zusehen, wie wir uns alle irgendwie verflüchtigten", erzählt Jana über den Bruch, der sich seit dem Tod ihres Bruders Tim in der Ehe ihrer Eltern und im Leben ihrer Schwester Marie vollzog.

Und Jana selbst? Auch ihr Leben zerfiel in zwei Teile. Bis zum tödlichen Unfall ihres Bruders "war Leander der tollste Junge, den mein zwölfjähriges Ich kannte". Danach war er der Mörder ihres Bruders. Den sie dafür, dass er an diesem Julitag eine nicht zufällige Begegnung herbeiführt, nur noch mehr zu hassen meint.

Schon das Buchcover, das wohl nicht unbeabsichtigt an die ebenfalls im dtv-Verlag erscheinenden "Young Adult"-Romane von Colleen Hoover erinnert, deutet darauf hin, dass es bei dieser Abneigung auf Seiten Janas nicht bleiben wird. Ähnlich wie bei der US-amerikanischen Autorin ("Weil ich Layken/Will liebe") schildert auch Lea Coplin die Geschichte der Annäherung zwischen Jana und Leander aus beider Perspektive. Immer die Frage umkreisend, was für ein Leben nach dem traumatischen Verlust noch möglich ist.

Es ist die Stärke der Münchner Autorin Lea Coplin, dass sie diese Frage nicht nur auf der Ebene der (un-)möglichen Liebe ihrer beiden Hauptfiguren erörtert, sondern in vielerlei Hinsicht behandelt. So zieht sich die intelligente und literaturaffine Jana auf einen Minijob in einer Buchhandlung und in eine perspektivlose Affäre zurück. Marie, früher eine ehrgeizige Jurastudentin, hat ihr Studium abgebrochen und hangelt sich in der Haidhauser Altbauwohnung der Schwestern von einem hysterischen Zusammenbruch zum nächsten. Lea Coplin, die unter diversen Pseudonymen Romane veröffentlicht hat, die auf der Spiegel-Bestsellerliste standen, gestaltet diese komplizierte emotionale Reise klischeefrei in einem authentischen und unsentimentalen Ton in einem Buch, das an realen Schauplätzen in der sommerlichen Kulisse Münchens spielt.

Lea Coplin: Nichts ist gut. Ohne dich ; Moderation: Günter Keil, Samstag, 21. April, 16.30 Uhr, Buch in der Au, Eintritt frei

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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