Eine Hobelbank steht im Eingang der kleinen Ausstellung im Palazzo Sormani, der Zentralbibliothek der Stadt Mailand. Zwingen sind an der Bank befestigt, ein paar Späne liegen herum, auch Werkzeuge, die, wenn sie denn für den Gebrauch bestimmt wären, scharfe Klingen hätten. Eine solche Bank kann nicht nur ein Platz friedlichen Handwerks sein. Sie ist auch nicht so gemeint: Denn sie steht für den Ort, an dem sich der kinderlose Schnitzer Geppetto einen Sohn schuf, indem er ihn aus einem sprechenden Stück Holz schnitt. Er gab ihm den Namen "Pinocchio" - weil in diesem Wort die "Pinie" ("pino") ebenso steckt wie der "Dummkopf" ("pinco") und das "Auge" ("occhio") als Ausdruck der Lebendigkeit. Und so bitter die Umstände sind, aus denen die Puppe hervorging, so groß ist immer wieder der Kummer, wenn der selbst gefertigte Sohn sich als Herumtreiber und Tunichtgut erweist.
Literatur:Ein rebellisches Stück Brennholz
Carlo Collodis "Pinocchio" ist über hundert Jahre alt, aber in Italien quicklebendig, als Figur wie als Beschimpfung. Das gilt besonders für diesen Herbst.
Von thomas steinfeld
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