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Literatur - Duisburg:Nach Absage-Streit großer Andrang bei Lesung über Xi Jinping

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Duisburg (dpa) - Nach öffentlicher Kritik an der Absage einer Buchvorstellung zum chinesischen Staatschef Xi Jinping haben am Mittwochabend fast 500 Zuhörer an einer Online-Ersatzveranstaltung der Universität Duisburg teilgenommen. "Die Absage hat uns schockiert. Wir wollten kein Anti-China-Buch machen, sondern beschreiben was ist", sagte der Journalist und langjährige China-Korrespondent des "Stern", Adrian Geiges. Er hat zusammen mit dem "Welt"-Herausgeber Stefan Aust das Buch "Xi Jinping - der mächtigste Mann der Welt" verfasst.

Die Online-Veranstaltung sollte ursprünglich an deutsch-chinesischen Konfuzius-Instituten in Duisburg und Hannover ablaufen. Dagegen hatten aber chinesische Stellen Druck ausgeübt. Daraufhin wurde die Buchvorstellung an die Universität Duisburg-Essen verlegt. Die Einflussnahmen würden auch mit den chinesischen Partnern kurzfristig besprochen, sagte der Rektor der Universität Duisburg-Essen, Ulrich Radtke. Die Freiheit der Wissenschaft an deutschen Universitäten stehe nicht zur Disposition. Auch in Hannover sei eine Veranstaltung mit den beiden Autoren geplant.

Die Online-Buchvorstellung wurde vom ehemaligen deutschen Botschafter in China, Volker Stanzel, moderiert. Aust sagte, das lange im Westen vorherrschende Bild von Xi Jinping als liberaler Reformer beruhe eher auf Wunschdenken. Geiges nannte den chinesischen Staatschef einen "überzeugten Nationalkommunisten", getrieben von der Furcht um die Einheit Chinas. Dass China auseinanderfallen könnte, "das ist die Angst, die ihn beherrscht", sagte Geiges mit Blick auf Xi Jinping.

Die Situation des von China beanspruchten Nachbarlandes Taiwan sei aktuell besonders gefährlich, sagte Geiges. Wenn es zu einem militärischen Konflikt mit China um Taiwan käme, würde das auch eine Weltwirtschaftskrise auslösen, "die wir uns nicht vorstellen wollen", sagte Aust.

© dpa-infocom, dpa:211027-99-763201/2

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