Literatur:Bachmannpreis 2020: Wettlesen in Corona-Zeiten

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Helga Schubert gehört zu den insgesamt 14 Kandidaten des Bachmannpreis-Wettlesens. Foto: Johannes Helm/ORF/dpa (Foto: dpa)

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Klagenfurt (dpa) - Erfrischend unprätentiös und voller Vorfreude schreitet Helga Schubert durchs Grün und erzählt. "Ich bin bestimmt die Allerälteste von allen.(...) Meine Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich hier im Wettbewerb bin, könnten meine Kinder und Enkel sei", sagt die 80-jährige gebürtige Berlinerin frohgemut in ihrem Porträt-Video für den Bachmannpreis.

In der Tat fällt Schubert, die 1980 schon einmal ins österreichische Klagenfurt eingeladen war, aber von der DDR keine Ausreiseerlaubnis bekam, zumindest altersmäßig aus dem Raster der insgesamt 14 Autoren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich.

Die diesmal "digitalen" Tage der deutschsprachigen Literatur sind organisatorisch geprägt vom Coronavirus. Im ORF-Studio ist der Moderator, die streitlustigen Jury-Mitglieder sitzen zu Hause, die Teilnehmer haben ihre Beiträge aufgezeichnet.

Neben Schubert gehören die Hamburgerin Jasmin Ramadan und die in Mainz geborene Hanna Herbst zum Feld der Kandidatinnen aus Deutschland. Ramadan debütierte mit dem Roman "Soul Kitchen", der Vorgeschichte zu Fatih Akins gleichnamigen Film.

Die Menschenrechts-Expertin und Magazin-Journalistin Herbst hat noch keinen Roman veröffentlicht. Das Thema des Textes, mit dem sie sich um den mit 25.000 Euro dotierten Bachmannpreis bewirbt, ist wie bei den anderen noch geheim. "Es ist ein sehr unaneckbarer, eigentlich ein sehr menschlicher Text. Nichts, wo man groß randaliert und dann reinkracht und sagt, ich mache die große Revolution", sagte Herbst der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Eine Fan-Gemeinde hat sie, darauf lassen schon 54.000 Follower auf Twitter schließen.

Die weiteren Teilnehmer aus Deutschland sind Leonhard Hieronymi aus Bad Homburg, Lisa Krusche aus Hildesheim, Matthias Senkel aus dem thüringischen Greiz und die in Marienberg in Sachsen geborene Katja Schönherr. Das Feld wird komplettiert mit Laura Freudenthaler, Lydia Haider, Egon Christian Leitner, Jörg Piringer und Carolina Schutti aus Österreich sowie Meral Kureyshi und Levin Westermann aus der Schweiz.

Der ORF hatte den diesjährigen Bachmannpreis zunächst Ende März aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. Das wurde von der Mehrheit der Juroren kritisiert.

Zum Auftakt am 17. Juni hält die Bachmannpreis-Gewinnerin von 2016, Sharon Dodua Otoo, unter dem Titel "Dürfen Schwarze Blumen Malen" die Rede zur Literatur. Neben dem Hauptpreis, der an die Lyrikerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) erinnert, werden am Sonntag der Deutschlandfunk-Preis (12.500 Euro), der Kelag-Preis (10.000 Euro) sowie der 3sat-Preis mit 7500 Euro und der BKS Bank-Publikumspreis mit 7000 Euro vergeben. Das Voting für den Publikumspreis ist am Samstag von 15 Uhr bis 20 Uhr möglich. Die Eröffnung wird im Internet übertragen. In den Folgetagen kann der Wettbewerb auf 3sat oder im Deutschlandfunk verfolgt werden.

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