Literatur:Aus Freude am Pop

Linus Volkmann ist unterwegs mit seiner Lese-Show

Von Jürgen Moises

Popjournalisten? Das sind doch diese Typen, die die Mülltonnen von Bands wie Jupiter Jones durchsuchen und deren Abfall fotografieren. Und die sich bei Interviews nichts Kritisches zu fragen trauen. So beschreibt jedenfalls Linus Volkmann in seinem Geschichtenband "Lies die Biber" deren Metier, und er muss es ja wissen. Denn er ist selbst Popjournalist, und nicht nur irgendeiner. Volkmann war stellvertretender Chefredakteur bei Intro, er schreibt für Vice, WDR, Titanic, Spiegel Online oder Arte, konzipiert Beiträge für "Neo Magazin Royale" und gibt mit Freunden das Fanzine Schinken Omi heraus. Außerdem hat der in Frankfurt geborene Autor und Musikjournalist 2015 mit Thomas Venker das Online-Magazin Kaput - Magazin für Insolvenz und Pop gegründet. Ach, und Romane und Erzählungen, die schreibt der Neffe der Schauspielerin Elisabeth Volkmann auch noch.

In diesen literarischen Texten, aus denen Volkmann am Montag in der Milla liest, gibt es Figuren wie Super-Lupo: Als antriebsschwacher Langzeitstudent, Grunge-Fan und möchte-gern-cooler Slacker eine Art 90er-Jahre-Relikt. Oder wie King Cobra. Der ein Meter neunzig große Chaostage-Veteran ist "der letzte Punk der Welt". Oder wie Schinkenomi. Eine ältere Dame, die in Bad Orb im Stift "Zur Schattigen Pinie" residiert und sich mittels Wlan und elitepartner.de Typen wie Super-Lupo ins Bett holt. Ein gewisser Linus Volkmann taucht in den Geschichten ebenfalls als Figur auf. Über den heißt es, er lebe mit Lebenspartner und 38 Katzen in einem Schloss in Umbrien. In seinen journalistischen Abenteuern kommt er dagegen eher als einzelgängerischer Loser rüber.

Aber sich als Loser, "underachiever" oder "dummes Frettchen" zu inszenieren, das gehört zu Volkmanns erzählerischen Strategien. Und unter diesem Blickwinkel sollte man auch das anfangs zitierte Popjournalismus-Bashing sehen. Das heißt, als Teil eines selbstironischen Spiels, das Volkmann seit einiger Zeit übrigens auch in Form von Internetvideos betreibt. Darin sieht man ihn in der Gestalt des launischen und "bösen" Kritikers, der nach festem Fakt-Fazit-Schema über aktuelle Alben herzieht.

Nur macht er das nicht ungestraft, weil Bands wie etwa Kraftclub oder die Antilopen Gang in den Videos auch die Chance haben, zurückzuschlagen. Und da fliegen dann zum Teil recht ordentlich die Wortfetzen. Für den Zuschauer lautet die Botschaft dieser Clips, von denen Linus Volkmann auch in der Milla welche zeigen wird: Popkritik kann und soll genauso wie die Popmusik auch Spaß machen. Und dafür kann es schon mal ganz hilfreich sein, wenn man sich selbst nicht allzu ernst nimmt.

Linus Volkmann demoliert die Popkultur, Lese-Show, Mo., 12. Feb., 20.30 Uhr, Milla, Holzstr. 28

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