Telefonieren ist zwar noch möglich. Aber längst nicht mehr Ziel und Streben des gemeinen Handy-Besitzers. Wichtiger ist lesen, spielen, simsen, mimsen, downloaden und blechen. Klingeltöne. Witze. Comics. Fluffy & Sweety, zwei nervende Küken. Crazy Frog, hässlich das Bildchen, tinnitusverdächtig der Sound. Trotzdem ein Markt mit immensem Absatz, alles zum Bestellen per SMS.
Heiligenkitsch fürs Handy: Starker Christopherus mit Jesuskind.
(Foto: Foto: mobileSaints)Protestanten gelten üblicherweise als betriebswirtschaftlich emsiger als die Katholiken mit ihrem ewig gemütlichen Pomp. Doch pünktlich zum Weltjugendtag wird das anders.
Der katholische Orden der Salesianer Don Boscos beteiligt sich seit kurzem am Animationsprogramm für mobile Telefone. Statt "Hol Dir Deine Dirty Turtles aufs Handy!" heißt es auf der Internetseite www.heiligenbildchen.de nun: "Hol dir deinen Lieblingsheiligen aufs Handy!"
Längst gekapert
Heiligenkitsch ist von zweischneidigem Charakter. Devotionalien, die ja laut Lexikon einzig der Andacht dienen, wurden längst von der Modeindustrie gekapert.
Jesus macht sich langhaarig und mit blutendem Herzen sexy auf schwarzer Spitzenunterwäsche. Die Madonna aus gleißendem Porzellan in Weiß und Hellblau ist chices Mobiliar auf säkularen Ikea-Brettern. Und ab sofort kommt Martin, der Mantelteiler, eben auch gut auf dem Handy-Display.
Da die Salesianer aber wissen, dass der seit einigen Jahren um sich greifende Devotionalienkitsch nichts mit Bibelfestigkeit und Glauben zu tun hat, schicken sie allen Käufern die vierfarbig animierten Heiligen mit einer kurzen Charakterisierung und mit einem einprägsamen Spruch.
Der Schutzengel schlägt mit den Flügeln
Maria, kopfwackelnd und mit Jesuskind, rät: "Sei nicht mehr traurig!" Der Schutzengel Michael schlägt mit den Flügeln vor bebender Wolkendecke. Der heilige Valentin verkündet "Ich mag dich!" und segnet die Verliebten.
Mit der Aktion "Heilige aufs Handy" springt der Orden auf diesen Trend auf. Allerdings für einen guten Zweck: 20 Cent pro Heiligen-Download kommen den Hilfsprojekten des Ordens zugute, der sich vor allem um Kinder und Jugendliche der Dritten Welt kümmert.
Oh, Moment, gerade kommt eine Nachricht aus Köln: "Hurra! Du hast Dich zum SMS-Gottesdienst angemeldet!"