Am Anfang steht ein Mord. Nach einem Mord sieht es zumindest aus. Der Schauspieler André Jung spielt einen Mann, der uns erzählt, wie er seine Frau Anne im Bett mit einem Kissen erstickte. Und wie er dabei mit dem Ellbogen nachhelfen und feste draufdrücken musste. "Also so", sagt er und demonstriert es am noch lebenden, bald heftig zappelnden Subjekt. Dann ist die Frau tot. Der Mann wirkt sanft, die Szene jedoch gewaltvoll. Sie spielt sich ab in einem fluoreszierend weißen Schacht, einer Art Tunnelraum, der sich nach hinten verjüngt. Zuvor hatte ein kleines Mädchen charmant in die Theatersituation eingeführt. Und auch Zahlen wurden angesagt, Todeszahlen. In jeder Sekunde sterben zwei Menschen, jeden Tag 150 000, "jeder einzelne mit seiner eigenen Geschichte".
"Liebe" bei den Salzburger Festspielen:Stirb zur rechten Zeit
Plötzlich ist alles anders: Anne (Katharina Bach, gedoppelt von der achtjährigen Nine Manthei) erleidet einen Schlaganfall, ihr Mann Georges (André Jung) wird zum Tag- und Nacht-Pfleger seiner Frau.
(Foto: Matthias Horn)Karin Henkel inszeniert in Salzburg "Liebe (Amour)" nach dem Film von Michael Haneke. Ein Themenabend zu Krankheit, Alter, Pflege und Tod. Befund: negativ.
Von Christine Dössel
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