Die Leitung der nächsten Architekturbiennale in Venedig steht fest. Die ghanaisch-schottische Architektin Lesley Lokko wird 2023 die wichtigste Architekturausstellung der Welt kuratieren. Als "Vertreterin des jüngsten Kontinents der Welt" bedankte sich Lokko bei der Biennale für diese "kühne und mutige Entscheidung". Was auf den ersten Blick etwas selbstverliebt klingt, hat durchaus seine Berechtigung.
Denn die Architekturwelt und insbesondere der Part davon, der im Rampenlicht steht, hat ein Diskriminierungsproblem. Die Stars der Szene sind fast alle weiß, männlich und aus dem Westen. Die Architekturbiennale in Venedig macht da keine Ausnahme. Seit ihrer ersten Ausgabe 1980 haben nur zweimal Frauen die Biennale kuratiert: 2010 die japanische Architektin Kazuyo Sejima und 2018 die irischen Architektinnen Yvonne Farrell und Shelley McNamara. Noch nie stand die Biennale unter afrikanischer Leitung.
Dass die Architekturbranche auch ein Rassismusproblem hat, thematisierte Lokko selbst, als sie im Herbst 2020 nach nicht einmal zehn Monaten ihren Job als Dekanin der Bernard and Anne Spitzer School of Architecture in New York hinwarf - wegen des "Mangels an Respekt und Einfühlungsvermögen für Schwarze, insbesondere für schwarze Frauen".
Lokko hat in Johannesburg und in Accra, Ghana, zwei Architekturfakultäten gegründet. Sie hat an einer Vielzahl von renommierten Universitäten in den USA, Europa, Australien und Afrika gelehrt. Und hat außerdem einige Bestseller-Romane verfasst. Von einer diverseren Sicht auf die Architektur, auf deren Einflüsse, Kraftzentren und Entwicklungen, ist bei ihr also auszugehen.