Kunstmarkt:Abgehängt

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(Foto: N/A)

Der "Salvator Mundi", das teuerste je verauktionierte Gemälde, reiste offenbar in den Pariser Louvre - und ließ die Experten dort an Leonardo da Vincis eigenhändiger Autorschaft zweifeln.

Von Kia Vahland

Es gibt ihn noch, den "Salvator Mundi", jenes Gemälde, das als teuerstes der Welt im November 2017 bei Christie's versteigert wurde, für 450 Millionen Dollar. Das Auktionshaus und der Käufer gingen davon aus, Leonardo da Vinci habe das Christusbildnis geschaffen. Doch daran zweifelten bald zahlreiche Experten, denn das Gemälde ist viel zu stark ruiniert und restauriert, um die Malqualität zu beurteilen, zudem ist seine Herkunft schlecht dokumentiert. Und nicht zuletzt stellt sich die Frage: Wie konnte ein solches Werk der Aufmerksamkeit von Leonardos Zeitgenossen entgehen? Er quälte sich so sehr mit dem Malen, dass er nur wenige Gemälde schuf, und stand dabei unter Beobachtung mächtiger Sammler. Ein eigenhändiger prominenter "Salvator Mundi" ist nicht bezeugt.

Unter dem Druck der Kritik verschwand das Bild nach der Auktion und tauchte auch nicht wie versprochen als Leihgabe des Kronprinzen von Saudi Arabien, Mohammed bin Salman, im Louvre Abu Dhabi auf. Nun hat der Filmemacher Antoine Vitkine ("The Savior for Sale", Filmstart am 13. April) laut dem Fachblatt Art Newspaper herausgefunden: Das Bild ist nicht wie bereits befürchtet verschollen, sondern es reiste 2019 aus New York nach Paris, wo es in der Ausstellung des Louvre zum 500. Geburtstag Leonardos ausgestellt werden sollte. Der Leihgeber wünschte sich demnach, das Stück gleichrangig neben der "Mona Lisa" zu sehen. So weit kam es nicht, denn der Louvre hatte das Bild laut Vitkines Recherchen untersucht - und kam offenbar zum Ergebnis, dass Leonardo an dem Werk höchstens mitgewirkt haben konnte, aber es nicht eigenhändig schuf. Trotz des diplomatischen und politischen Drucks, doch eine einvernehmliche Lösung zu finden, soll das Museum bei seiner Überzeugung geblieben sein - worauf der Kronprinz die Leihgabe wieder abzog. So gehört es sich für Museumsleute, selbstverständlich aber ist solche Standhaftigkeit nicht.

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