Der Schriftsteller Lutz Seiler hat den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik erhalten. In seinem Roman "Stern 111" erzählt er von der "Neuordnung der Dinge in der Wendezeit von 1989/90. Er schreibe darin private und politische Geschichte, ohne die Geste des Wenderomans bemühen zu müssen.

"Stern 111" von Lutz Seiler:Berliner Freiheit
Lutz Seilers "Stern 111" erzählt von der Zeit zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung, als ein Einzelner noch die Welt verändern konnte. Ein kraftvoller Roman, der ganz ohne Nostalgie auskommt.
Der Preis in der Kategorie Sachbuch geht an Bettina Hitzer für "Krebs fühlen. Eine Emotionsgeschichte des 20. Jahrhunderts". Hitzer zeichne in ihrem Buch "die Geschichte dieser Krankheit so umfassend nach, wie es bisher noch nicht geschehen ist", begründet die Jury. Dabei schreibe sie Gesellschaftsgeschichte.
Als beste Übersetzerin wird Pieke Biermann für ihre Übertragung des Romans "Oreo" aus dem amerikanischen Englisch von Fran Ross ausgezeichnet. Das Deutsche bekomme bei ihr eine "schrill schöne Vielgestalt", die es "auf so engem Raum selten gesehen hat", begründet die Jury.
Die Nominierten der drei Kategorien im Überblick
Belletristik:
- Verena Güntner, "Power" (DuMont)
- Maren Kames, "Luna Luna" (Secession)
- Leif Randt, "Allegro Pastell" (Kiepenheuer & Witsch)
- Ingo Schulze, "Die rechtschaffenen Mörder" (S. Fischer)
- Lutz Seiler, "Stern 111" (Suhrkamp)
Sachbuch/ Essayistik:
- Bettina Hitzer, "Krebs fühlen. Eine Emotionsgeschichte des 20. Jahrhunderts" (Klett-Cotta)
- Michael Martens, "Im Brand der Welten: Ivo Andrić. Ein europäisches Leben" (Paul Zsolnay)
- Armin Nassehi, "Muster: Theorie der digitalen Gesellschaft" (C. H. Beck)
- Julia Voss, "Hilma af Klint - 'Die Menschheit in Erstaunen versetzen' Biografie" (S. Fischer)
- Jan Wenzel (Hg.) mit Anne König, Andreas Rost u.a., "Das Jahr 1990 freilegen" (Spector Books)
Übersetzungen:
- Fran Ross, "Oreo", aus dem amerikanischen Englisch von Pieke Biermann (dtv)
- Clarice Lispector, "Tagtraum und Trunkenheit einer jungen Frau. Sämtliche Erzählungen I", aus dem brasilianischen Portugiesisch von Luis Ruby (Penguin)
- Angel Igov, "Die Sanftmütigen", aus dem Bulgarischen von Andreas Tretner (eta)
- George Eliot, "Middlemarch. Eine Studie über das Leben in der
- Provinz", aus dem Englischen von Melanie Walz (Rowohlt)
- Charles Baudelaire, "Der Spleen von Paris", aus dem Französischen von Simon Werle (Rowohlt)
Der Preis der Leipziger Buchmesse wird seit dem Jahr 2005 verliehen und ist mit insgesamt 60 000 Euro dotiert. 2019 gewann in der Kategorie Belletristik Anke Stelling mit "Schäfchen im Trockenen", als bestes Sachbuch wurde Harald Jähners "Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945-1955" ausgezeichnet und in der Kategorie Übersetzung gewann Eva Ruth Wemme für ihre Übertragung von Gabriela Adameşteanus Roman "Verlorener Morgen" aus dem Rumänischen.