Leipziger Buchmesse:Preis ohne Messe

Leipziger Buchmesse: Unter den Nominierten: Dietmar Daths Buch über den deutschen Mathematiker Gerhard Gentzen.

Unter den Nominierten: Dietmar Daths Buch über den deutschen Mathematiker Gerhard Gentzen.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Die Nominierten für den Leipziger Buchpreis in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung.

Eine Jury aus sieben Literaturkritikerinnen und -kritikern die Nominierungen für den Leipziger Buchpreis festgelegt. Von den fünf belletristischen Titeln sind gleich drei bereits im vergangenen Jahr erschienen: Dietmar Daths Roman "Gentzen oder: Betrunken aufräumen" (Matthes & Seitz Berlin), der in einer eigenwilligen und originellen Formsprache die Biografie des deutschen Mathematikers Gerhard Gentzen nachzeichnet.

Tomer Gardis Roman "Eine Runde Sache" (Literaturverlag Droschl) ist, anders als es der Titel nahelegt, eine komplementäre Geschichte, die nicht nur in unterschiedlichen Jahrhunderten und zwischen Berlin und Java spielt, sondern auch in verschiedenen Sprachen aufgeschrieben wurde. Den ersten Teil hat Gardi auf Deutsch verfasst, der zweite Teil, den er auf Hebräisch geschrieben hat, wurde von Anne Birkenhauer ins Deutsche übersetzt.

Einen ebenso länderübergreifenden Handlungsrahmen hat der nominierte Roman "Ein von Schatten begrenzter Raum" (Suhrkamp Verlag) von Emine Sevgi Özdamar, der zwischen Istanbul, Berlin und Paris Theatergeschichte erzählt. Nominiert, aber noch nicht erschienen, sind Heike Geißlers "Die Woche" (Suhrkamp Verlag), der innere Monolog einer jungen Leipzigerin, die sich politischen und lebensanschaulichen Fragen zuwendet, sowie Katerina Poladjans Roman "Zukunftsmusik" (S. Fischer Verlag), der in einer sowjetischen Kommunalka angesiedelt ist und die Geschichte eines einzigen, historisch weitreichenden Tages, dem 11. März 1985, aus der Sicht einer Familie erzählt.

Zwei Bücher beschäftigen sich mit der Frage des richtigen Zusammenlebens

In der Kategorie Sachbuch/Essayistik stehen Horst Bredekamps großformatiger Bild- und Textband "Michelangelo" (Wagenbach Verlag) sowie Christiane Hoffmanns "Alles, was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters" (Verlag C.H. Beck) zur Wahl. Mit Hadija Haruna-Oelkers Buch "Die Schönheit der Differenz. Miteinander anders denken" (btb Verlag) und Juliane Rebentischs philosophischem Band "Der Streit um Pluralität. Auseinandersetzungen mit Hannah Arendt" (Suhrkamp Verlag) sind zwei Bücher dabei, die sich in einem weiteren Sinne mit der Frage des richtigen Zusammenlebens in einer Gesellschaft beschäftigen. Ungewöhnlich in diesem Jahr ist, dass unter den Nominierten der Sachbuch-Liste mit Uljana Wolf und ihrem Band "Etymologischer Gossip. Essays und Reden" (kookbooks) auch eine Lyrikerin ist.

In der Kategorie Übersetzung sind Romane aus vielen Teilen der Welt versammelt. Irmela Hijiya-Kirschnereit ist für ihre Übersetzung von Hiromi Itôs "Dornauszieher. Der fabelhafte Jizô von Sugamo" (Matthes & Seitz Berlin) aus dem Japanischen nominiert, genauso wie Stefan Moster für die Übersetzung des über tausend Seiten langen Romans "Im Saal von Alastalo. Eine Schilderung aus den Schären" des Finnen Volter Kilpi (mare Verlag). Auch dabei sind Andreas Tretner mit seiner Übersetzung des Romans "Wunderkind Erjan" (Friedenauer Presse) von Hamid Ismailov aus dem Russischen, Helga van Beuningen mit Marieke Lucas Rijnevelds im Original auf Niederländisch erschienenen Roman "Mein kleines Prachttier" (Suhrkamp) sowie Anne Weber, die den Roman "Nevermore" (Wallstein) von Cécile Wajsbrot aus dem Französischen übertragen hat.

Der Preis der Leipziger Buchmesse ist mit insgesamt 60 000 Euro dotiert, die jeweilige Gewinnerin erhält 15 000 Euro, je 1000 bekommt jeder Nominierte. Unter den diesjährigen Juroren sind neben der Vorsitzenden auch der Literaturwissenschaftler Moritz Baßler, Anne Dore-Krohn (rbb kultur), Andreas Platthaus (FAZ), die freien Kritikerinnen Shirin Sojitrawalla und Katharina Teutsch sowie Miryam Schellbach, die der Literaturredaktion dieser Zeitung angehörig ist.

Obwohl die Leipziger Buchmesse 2022 auch im dritten Jahr in Folge ausfällt, wird der Preis am 17. März vor Ort und in Anwesenheit der Autoren und Autorinnen vergeben.

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