Leipziger Buchmesse:Diese Bücher haben Chancen auf einen Preis

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Das neu gestaltete Logo der Leipziger Buchmesse ist bereits installiert. In den kommenden Tagen dreht sich in der größten Stadt Sachsens alles um das Thema Buch. (Foto: dpa)
  • Die Leipziger Buchmesse wird am Mittwochabend eröffnet.
  • Der "Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung" geht an den Rumänen Mircea Cartarescu.
  • Auszeichnungen gibt es in den Kategorien Belletristik, Übersetzung und Sachbuch.

Leipzig steht im Zeichen der Buchmesse und des traditionellen Lesefestes "Leipzig liest!": Die alljährliche Frühjahrs-Schau des deutschen Verlagswesens wird am Mittwochabend mit einem Festakt im Gewandhaus offiziell eröffnet. Der mit 15 000 Euro dotierte Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung wird im Rahmen der Veranstaltung an den rumänischen Autor Mircea Cartarescu verliehen.

Der postmoderne Autor ist in Rumänien mit seinen psychedelischen und apokalyptischen Weltvisionen sehr erfolgreich und erreicht dort überdurchschnittliche Auflagen.

Insgesamt erwarten die Veranstalter von Donnerstag bis Sonntag etwa 235 000 Besucher auf dem Messegelände und bei Lesungen oder Diskussionen in der ganzen Stadt. Auf dem Messegelände stellen etwa 2000 Aussteller ihre neuesten Bücher vor. Schwerpunkt ist in diesem Jahr das deutsch-israelische Verhältnis in den zurückliegenden 50 Jahren.

Leipziger Buchmesse
:"Nur am Morgen, eine Stunde"

Truman Capote schrieb immer im Bett, Wladimir Nabokovs Manuskript bestand aus Karteikarten: Die Schreibgewohnheiten großer Schriftsteller sind legendär. Deutschsprachige Autorinnen und Autoren haben uns ihre verraten.

An 410 Orten in der Stadt lesen etwa 3000 Autoren auf dem traditionellen Lesefest "Leipzig liest!" aus ihren Werken vor. Thematischer Schwerpunkt ist neben Deutschland und Israel der 25. Jahrestag der deutschen Einheit in diesem Jahr.

Auf der Leipziger Buchmesse werden zahlreiche weitere Preise vergeben, Höhepunkt ist die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse in den Kategorien Belletristik, Übersetzung und Sachbuch/Essay.

Nominiert sind in der Sparte Sachbuch/Essay

  • Philipp Felsch: "Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte 1960-1990" (Verlag C.H. Beck)
  • Karl-Heinz Göttert: "Mythos Redemacht. Eine andere Geschichte der Rhetorik" (S. Fischer Verlag)
  • Reiner Stach: "Kafka. Die frühen Jahre" (S. Fischer Verlag)
  • Philipp Ther: "Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa" (Suhrkamp Verlag)
  • Joseph Vogl: "Der Souveränitätseffekt" (diaphanes)

In der Kategorie Übersetzung treten an:

  • Klaus Binder, der aus dem Lateinischen Lukrez' "Über die Natur der Dinge" übersetzte (Verlag Galiani Berlin).
  • Elisabeth Edl für ihre Übersetzung aus dem Französischen von Patrick Modianos "Gräser der Nacht" (Carl Hanser Verlag).
  • Moshe Kahn für die Übersetzung aus dem Italienischenvon Stefano D'Arrigos Buch "Horcynus Orca" (S. Fischer Verlag).
  • Mirjam Pressler, die aus dem Hebräischen Amos Oz' "Judas" (Suhrkamp Verlag) ins Deutsche übertrug
  • Thomas Steinfeld übersetzte aus dem Schwedischen: "Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden" von Selma Lagerlöf (Die Andere Bibliothek).​

​Die größte Beachtung findet der Leipziger Buchpreis für Belletristik, für den ebenfalls fünf Autoren nominiert sind:

Das Buch: Gute Kunst machen - das wollen Johnny und Jean, als sie sich nach dem Sommer in der Kunsthochschule wieder begegnen. Hundert Schritte sind noch zu tun für eine Weltkarriere. In zahlreichen Episoden geht es um das abenteuerliche Leben zweier junger Männer.

Die Jury: ""Johnny und Jean" erzählt von zwei Freunden, die in die Stadt aufbrechen und als Künstler ihr Glück suchen. Die skizzenhaft hingetuschte Erzählung lässt offen, was Wahrheit ist und was Vorstellung und ist zugleich ein virtuoses Spiel mit Bildern."

Die Autorin: Teresa Präauer, 1979 in Linz (Österreich) geboren, gilt als eine der großen Hoffnungen der deutschsprachigen Literatur. Sie hat in Berlin, Salzburg und Wien Germanistik und Malerei studiert und lebt in Wien. Ihr erster Roman "Für den Herrscher aus Übersee" wurde 2012 mit dem "aspekte"-Literaturpreis für das beste Prosa-Debüt geehrt.

Das Buch: Mit ihrem überraschenden Debütroman legt die bereits 40 Jahre alte Autorin Ursula Ackrill ein bislang ungeschriebenes Kapitel aus der Geschichte der Siebenbürgen Sachsen vor. Sie erzählt von Opportunismus und Feigheit in einer Kleinstadt und beschreibt, wie Menschen im Januar 1941 Schuld auf sich laden.

Die Jury: "Ein frappierend dichtes und arabeskenreiches Gewebe aus Körpern und Dingen, Sachsenstolz und Heimatdrang, Fortschritt und Rücksichtslosigkeit, Paradies und Sündenfall."

Die Autorin: Ursula Ackrill, 1974 in Siebenbürgen (Rumänien) geboren, studierte Germanistik und Theologie in Bukarest und promovierte 2003 mit einer Arbeit über Christa Wolf. Sie lebt als Bibliothekarin in Nottingham (Großbritannien).

Das Buch: Erstmals wurde ein Gedichtband für den Leipziger Buchpreis nominiert. Wagner beschäftigt sich darin mit der Natur in ihren verschiedensten Ausprägungen: von Weidekätzchen und Würgefeige bis zu Olm und Otter.

Die Jury: "Ein Gedichtband, in dem die Regentonne zur Wundertüte wird, der Giersch zur Gischt, Unkraut und unreiner Reim ihren Charme entfalten und die Lust am Spiel mit der Sprache vor den strengen Formen nicht Halt macht: Lyrik voller Geistesgegenwart."

Der Autor: "Probebohrung im Himmel" hieß der erste, 2001 erschienene Gedichtband des 1971 in Hamburg geborenen Lyrikers, Essayisten und Übersetzers. Seitdem wurde Wagner, der heute in Berlin lebt, mit zahlreichen Preisen geehrt. Wagner studierte Anglistik in Hamburg, Dublin und Berlin.

Das Buch: Paul Arimond kommt 2003 als Sanitäter der Bundeswehr nach Afghanistan. Schon sein Ururgroßvater hatte das Land bereist - auf der Suche nach der Universalsprache der Vögel. Auch Paul liebt es, Vögel zu beobachten. Inmitten der Bedrohung wird sein Handeln zunehmend unberechenbar.

Die Jury: "Extrem dicht erzählt Norbert Scheuer von einem jungen Mann, der freiwillig als Sanitätsgefreiter nach Afghanistan geht. Ein Roman über Erinnern und Vergessen, Tod, Schuld und Krieg, aber auch über die Schönheit der Natur, die Poesie der Sprache und des Vogelflugs."

Der Autor: Norbert Scheuer kam 1951 im rheinland-pfälzischen Eifelstädtchen Prüm zur Welt und studierte physikalische Technik und Philosophie. Sein Roman "Steinesammler" machte ihn 1999 bekannt. Es folgten Werke wie "Flußabwärts", "Überm Rauschen" und "Peehs Liebe". Unter anderem erhielt er den Literaturpreis der Kunststiftung NRW und den Düsseldorfer Literaturpreis. Scheuer lebt in der Eifel.

Das Buch: Es geht um das Verhältnis des Jugendlichen Matthias zu seinem behinderten Bruder, der in einem Heim auf Sylt lebt. Bei einem Besuch verliebt sich Matthias in die Betreuerin des Bruders. Sie führt ihn in radikale Studentenkreise ein.

Die Jury: "In "Das Lächeln der Alligatoren" kommt der versierte Romankonstrukteur Wildenhain zum Zug und verbindet überzeugend alle Fäden der frühen Pathologie mit einer Geschichte der Revolte."

Der Autor: In den frühen Achtzigerjahren engagierte sich der 1958 geborene Berliner Michael Wildenhain in der Hausbesetzerszene - hier spielen seine ersten realitätsnahen Erzählungen. Zuletzt erschienen die Romane "Russisch Brot" (2005) und "Träumer des Absoluten" (2008). Wildenhains Theaterstücke stehen auf den Spielplänen renommierter Bühnen. Er erhielt unter anderem den Alfred-Döblin-Preis.

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