Süddeutsche Zeitung

Leipziger Buchmesse:David Wagner mit Leipziger Buchpreis ausgezeichnet

Für seine autobiografisch gefärbten Texte war David Wagner bereits bekannt, nun wird der Schrifsteller für "Leben" mit dem Leipziger Buchpreis in der Kategorie Belletristik geehrt. Der Roman erzählt von Wagners eigenem Kampf ums Überleben.

David Wagners Geschichten fangen meistens in seinem Leben an - und gehen dann doch weit darüber hinaus. Mit dem Roman "Leben", seinem bisher persönlichsten Buch, hat der 41-jährige Berliner nun den renommierten Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Er erzählt darin von seiner Lebertransplantation vor sechs Jahren. "Auch wenn ich da Ich sage, bin es nicht ich. Mit der Erzählung setzt eine Verwandlung ein", sagt er.

Was der Schriftsteller in "Leben" beschreibt, ist dennoch seine eigene Geschichte. Ein angeborener Leberschaden ließ Wagner vor sechs Jahren fast verbluten, nur das Organ eines anderen Menschen konnte ihn retten. Die kalte Krankenhauswelt wird im Buch immer wieder mit Erinnerungen, Träumen und Fantasien aus dem früheren Leben kontrastiert.

"Leben" ist eine Suche nach dem Sinn von Leben und Tod. Die Kritiker waren sich auffallend einig: "Große berührende Literatur", "Ein kluges, berührendes Buch", "Das literarische Ereignis des Frühjahrs", lauteten die Bewertungen.

Die Jury des Leipziger Buchpreises begründete ihre Entscheidung folgendermaßen: "Lakonisch, mit zartem Humor erzählt David Wagner in 'Leben' die Geschichte einer Organtransplantation. Nüchterner Krankenhausalltag und existenzielle Fragen liegen in dieser Romanerzählung so nah beieinander wie die Wörter Leber und Leben."

Bekannt durch "Meine nachtblaue Hose"

1971 in Andernach geboren und in Bonn aufgewachsen, studierte Wagner Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Bonn, Paris und Berlin. Als freier Autor schrieb er unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Zeit, ehe er sich ganz auf die literarische Arbeit verlegte.

Bekannt wurde er durch seinen ebenfalls autobiografisch gefärbten Debütroman "Meine nachtblaue Hose" (2000). Darin erzählt er von einer Kindheit in Westdeutschland, wo sich "das Leben zwischen Polstergarnitur und Einbauküche" verklemmt. Es folgen weitere Romane wie "Vier Äpfel" und "Spricht das Kind", eine Liebeserklärung an seine Tochter, sowie der Miniaturenband "Welche Farbe hat Berlin?" über seine Wahlheimat.

Dazwischen veröffentlichte er zahlreiche Erzählungen in der Leseheftreihe "Schöner Lesen" des Berliner Independent-Verlags Sukultur, die teilweise über Süsswarenautomaten an großen Bahnhöfen vertrieben wird. Mehrfach wurde er für sein Werk ausgezeichnet, unter anderem mit dem Dedalus-Preis für Neue Literatur und mit dem Kolik-Literaturpreis.

Weitere Auszeichnungen der Leipziger Buchmesse 2013 gingen an:

  • Eva Hesse in der Kategorie Übersetzung für das aus dem Englischen übertragene Werk "Die Cantos" von Ezra Pound
  • Helmut Böttiger in der Kategorie Sachbuch/Essayistik für das Buch "Die Gruppe 47: Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb"

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