Wann genau der rauschebärtige Mann mit dem langen Haar sich in der Wüste an der Ostflanke von Los Angeles niederließ, ist nicht mehr zu ermitteln. Irgendwann nach 1906 war Friedrich Wilhelm Pester in Kalifornien angekommen und hatte sich in einem Canyon eine mit Palmwedeln gedeckte Holzhütte gebaut. 1885 im sächsischen Borna geboren, hatte er sich mit 21 in Bremerhaven Richtung USA eingeschifft, um dem Wehrdienst zu entgehen. Im Gepäck hatte Pester nicht nur eine Gitarre, die er in seiner Palmhütte zupfte, sondern auch eine brandneue Weltanschauung, importiert aus Deutschland: Die Lebensreformbewegung hatte sich dort um die Jahrhundertwende als Reaktion auf die Industrialisierung entwickelt, aber auch infolge eines wachsenden Gesundheitsbewusstseins und als Angebot post-nietzscheanischer Sinnsuche.
„Para-Moderne – Lebensreformen ab 1900“Die nackte Wahrheit
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Zwischen Utopie und Exzess: Die Bonner Bundeskunsthalle wagt sich an eine Darstellung der Lebensreformbewegung in all ihren widersprüchlichen Verästelungen – und spart das Abgleiten in Körperkult, Sozialdarwinismus und Rassenideologie nicht aus.
Von Alexander Menden

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