Wilder und visueller kann ein Leben kaum beginnen: Der amerikanische Filmemacher Larry Clark erlebte eine Kindheit als Sohn einer Frau, die ihr Geld als umherziehende Fotografin ohne festen Wohnsitz verdiente und vor allem Familienbilder schoss. Bereits mit 13 Jahren war Clark Mitarbeiter des kleinen Familienunternehmens - er sog die Fotografie also mit der Muttermilch auf.
Doch es war auch eine versehrte Kindheit: 1957 begann der damals 16-Jährige bereits, mit Freunden Amphetamine zu spritzen. Es folgten Marihuana und dann der ganz harte Stoff. Das Besondere: Er hielt das Tun seiner Freunde auf Zelluloid fest. "Ohne Drogen", sagte er später einmal, "hätte ich kein einziges dieser Fotos gemacht, aber ohne das Fotografieren hätte ich die Drogen auch nicht überlebt."
Es bedurfte allerdings einer Zäsur, damit Clark den künstlerischen Ausdruck seiner damaligen Fotografie-Leidenschaft nach außen vermitteln wollte. Diesen Einschnitt stellten seine Erfahrungen im Vietnam-Krieg dar, den er als GI in den sechziger Jahren miterlebte. So entstand 1971 sein erstes Buch "Tulsa", benannt nach seiner Geburtsstadt Tulsa, Oklahoma, in der er den Drogenmissbrauch in seiner Clique aus Jugendzeiten in Fotos darstellte.
Text: Paul Katzenberger
Larry Clark im November 2012 auf dem Filmfestival Rom, bei dem er für seinen Film "Marfa Girl" ausgezeichnet wurde.