Lady-Gaga-Konzert in Indonesien verboten:Zu exzentrisch, zu provokant

Sie fördere angeblich Satansanbetung und Homosexualität: Konservative Muslime in Indonesien protestieren lautstark gegen die Auftritte von Lady Gaga. Nun hat die Polizei in Jakarta ein Konzert des Popstars untersagt.

Gewagte Outfits, schräge Bühnenshows - für konservative Muslime in Indonesien geht Lady Gaga zu weit. Vor allem die radikale Organisation "Islamische Verteidigerfront" (FPI) hatte gegen das Konzert mobil gemacht. Lady Gaga fördere die Satansanbetung und die Homosexualität, erklärte die Gruppe.

Lady-Gaga-Konzert in Indonesien nach Islamistenprotest

Stefani Germanotta alias Lady Gaga ist bekannt für ihre extravaganten Outfits und provokanten Bühnenshows. Der indonesischen Jugend will man die exzentrische Künstlerin offenbar nicht zumuten.

(Foto: dpa)

Nun hat Indonesiens Polizei ein Konzert des US-Stars im Juni untersagt. Es habe Einwände mehrerer Gruppierungen gegeben, sagte Polizeisprecher Boy Rafli Amar am Dienstag. Nach deren Meinung widersprechen die Auftritte der exzentrischen Sängerin der indonesischen Kultur.

Die FPI vereinigt halbkriminelle Gangs, die unter dem Vorwand, Moral und Anstand hochzuhalten, immer wieder Bars angreifen und Popkonzerte stören. In vielen Fällen geht es schlicht um Schutzgelderpressung. Die muslimischen Aktivisten haben auch den Bau von christlichen Gotteshäusern verhindert.

Ob der Lady-Gaga-Auftritt nach der Entscheidung der Polizei definitiv abgesagt ist, war zunächst unklar. Die Sängerin sollte am 3. Juni Gelora-Bung-Karno-Stadion in der Hauptstadt Jakarta auftreten. Der Konzertveranstalter habe noch kein offizielles Schreiben von der Polizei erhalten. "Wir können uns nicht weiter äußern", wurde er auf dem Nachrichtenportal Detik.com zitiert. Auf seiner Internetseite warb er weiter für das Konzert. Mehr als 30.000 Eintrittskarten seien bislang verkauft worden, berichteten örtliche Medien.

Lady Gagas "kleine Monster" - wie sie ihre Fans auch nennt - waren jedenfalls verärgert. "Wenn es stimmt, dass das Konzert abgesagt worden ist, dann ist Indonesien weder eine Demokratie noch ein Rechtsstaat", schimpfte ein enttäuschter Fan via Twitter. Das Konzert in Jakarta wäre ihr erstes in Indonesien, hieß es.

Religiöse Toleranz hat eine lange Geschichte in dem weltlichen Land. Zuletzt scheint sie aber zu bröckeln. In keinem anderen Staat der Welt leben mehr Muslime als in Indonesien: Sie machen etwa 88 Prozent der rund 240 Millionen Einwohner aus. Zuletzt hat die blühende Wirtschaft und eine wachsende Mittelschicht immer mehr internationale Stars nach Indonesien gelockt. Im vergangenen Jahr traten unter anderem Katy Perry, Justin Bieber und Kylie Minogue auf.

Die mehrfache Grammy-Gewinnerin Lady Gaga hatte ihre Welttournee "The Born This Way Ball" Ende April in Südkorea begonnen, auch in Deutschland wird sie erwartet. Die aus einer italienisch-katholischen Familie stammende New Yorkerin, die eigentlich Stefani Germanotta heißt, provoziert immer wieder mit extravaganten Outfits und Bühnenshows. Sie setzt sich unter anderem im Kampf gegen Aids und für Schwulenrechte ein.

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