Kurzkritiken der Woche:Attraktiv und bewegend

Weihnachten - das bedeutet in diesem Jahr auch Kino pur: Lav Diaz, das Wunderkind der internationalen Filmfestivals, ist zum Fest endlich in Deutschland zu sehen. Schauspielerschwerstarbeit liefert Eddie Redmayne in "Die Entdeckung der Unendlichkeit".

Die SZ-Kinokritiker

Bavaria Vista Club

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(Foto: Konzept+Dialog Medienproduktion)

Boarischblues, Reggae-Gstanzl, Jodlermantras - neue Volksmusik aus Oberbayern, die Tradition und Weltläufigkeit lässig mixt. Sieben Bands - darunter Zwirbeldirn und Unterbiberger Hofmusik - portraitiert Walter Steffen. Einzeln und im Gruppenbild eines Freiluft-Konzerts. Teilweise recht holzschnittartig, am spannendsten dort, wo Stubenmusik spontan entstehen kann und ihr Feuer der Inspiration entfacht.

Bibi & Tina

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(Foto: © DCM)

Nachdem Detlev Buck mit der ersten Bibi & Tina-Verfilmung bereits Anfang des Jahres überraschte, legt er nun pünktlich zu Weihnachten den nächsten Teil vor. Eine lustig-überzeichnete Jugendgeschichte - mit Abenteuer, Freundschaft, erster Liebe, Musik und natürlich Pferden. Auch der erwachsene Zuschauer kann sich freuen: über Referenzenreichtum und Olli Schulz als herrlich norddeutschen Bösewicht mit Exhibitionisten-Vergangenheit.

Der kleine Drache Kokosnuss

3 / 9
(Foto: Schwarz/Weiss Filmverleih)

Spontan bricht Ariane aus der Provinz aus, um den Traum von einem anderen Leben in Marseille zu verwirklichen. Sie freundet sich mit dem Wirt des titelgebenden Cafés und einer sprechenden Schildkröte an, schläft auf einem Schiff und befreit die Ausstellungsstücke des naturwissenschaftlichen Museums. Zwischen tanzender Poesie und erdigem Realismus zettelt Robert Guediguian zusammen mit seiner Muse Ariane Ascaride eine sonnendurchtränkte Rebellion gegen den Alltag an.

Coherence

4 / 9
(Foto: Bildstörung)

Eine Box, vier Paare und acht Fotos - gesprungene Handydisplays, Schrödingers Katze und ein Komet: dies sind die Zutaten von James Ward Byrkits vielschichtigem Gedanken- und Multikammerspiel. Ein Abendessen unter Freunden gerät zur Raum und Zeit durchdringenden Suche nach dem Selbst. Wer bin ich - und wenn ja wie viele? Schließlich bleibt die Erkenntnis: die Hölle - das sind nicht die anderen.

Die Entdeckung der Unendlichkeit

5 / 9
(Foto: dpa)

Die Geschichte des Steven Hawking, des großen Physikers und Welterklärers, wegen Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) zur körperlichen Bewegungslosigkeit verdammt. Eddie Redmayne liefert - Regie: James Marsh - eine bewunderswerte Leistung, Schauspielerschwerstarbeit. Bewegend und attraktiv die Frauen um Hawking, Felicity Jones und Maxine Peake, für sie sucht er nach einer Theorie, die alles erklärt, die Zeit und den Raum und die Liebe, "The Theory of Everything". "Die Entdeckung der Unendlichkeit" und weitere Filmstarts hier im Video.

Exodus - Götter und Könige

6 / 9
(Foto: Verleih)

Katastrophenfilme können beim Betrachter ein seltsame Gier auslösen, den ewigen Wunsch nach mehr. Die ganzen Materialschlachten des modernen Blockbuster-Filmemachens sind im Grunde auch eine Antwort auf diese Gier. Noch größer, noch katastrophaler, noch zerstörerischer - da wird dann alles wieder weggeräumt, was der Mensch geschaffen hat, und er selbst gleich mit. In "Exodus Götter und Könige" schafft es Ridley Scott, solche Bedürfnisse des Publikums zu befriedigen. Eine ausführliche SZ-Rezension lesen Sie hier. Eine Besprechung im Video lesen Sie hier.

Honig im Kopf

7 / 9
(Foto: Gordon Photographie)

Didi Hallervorden als Alzheimerkranker, den seine kleine Enkelin (Emma Schweiger) auf eine letzte Italienreise verschleppt. Til Schweiger versucht, eine bestenfalls tragikomische Geschichte mit viel zu vielen Albernheiten und konstruierten Wendungen leicht verdaulich zu machen - was schade ist: In den besten Momenten sieht man Hallervorden einen Mann spielen, der noch spürt, wie ihm die Dinge entgleiten. Das ist dann zwar nicht lustig, aber bewegend. "Honig im Kopf" und weitere Filmstarts hier im Video.

Norte

8 / 9
(Foto: Grand Film)

Schuld und Sühne in einer nördlichen Provinz der Philippinen. Die kleinen alltäglichen Träume vom gesicherten Leben - Familie, ein Restaurant - und die großen heftigen revolutionären Visionen, beides immer an der Grenze zur Verzweiflung. Ein Mord, ein Mann muss ins Gefängnis, ist die Geschichte am Ende? Lav Diaz, das Wunderkind der internationalen Filmfestivals, kommt nun endlich auch bei uns in die Kinos. Vier Stunden hypnotischer Magie, asiatischer Raskolnikowismus, das heißt Kino pur.

Patong Girl

9 / 9
(Foto: Barnsteiner-Film)

Familie Schröder macht Urlaub in Patong, Thailand. Sohn Felix verliebt sich in die hübsche Fai, die ihn die zickige deutsche Freundin daheim vergessen lässt - allerdings entpuppt Fai sich als Ladyboy. Susanna Salonen inszeniert ihren Spielfilm mit dem genauen Auge der Dokumentarfilmerin, die sie ursprünglich ist, leider aber sind Geschichte und Protagonisten eher hölzern geraten.

© SZ vom 24.12.14 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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