Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Verwirrung in der Banalität

Der erfolglose Schriftsteller Bradley Cooper klaut ein Manuskript und verheddert sich zwischen großen Worten und hübschen Frauen. In "Fast & Furious 6" sorgen die Robin Hoods der Temposünder für vergnügliche Achterbahngefühle, während eine Möchte-gern-Prinzessin zur banalen Märchenverwurstung wird. Welche Filme den Kinobesuch lohnen - und welche nicht.

Von den SZ-Kritikern.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"11 Freundinnen"

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(Foto: dpa)

Die Filmstarts vom 23. Mai auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme. "11 Freundinnen" Die Reihe der bunten Shampooflaschen im Bad, die Dankbarkeit, dass der Ruhm nicht das ganze Leben vereinnahmt, der Alltag im Beruf jenseits von Training und Nationalspiel - beim Porträt einer Frauenfußballmannschaft geht es unweigerlich um den Kontrast zu den berühmteren Männern. Nach "Full Metal Village" spürt Cho Sung-Hyung dem Leben der Fußballfrauen nach und hat das Pech, am Ende nicht Sieger begleitet zu haben, sondern enttäuschte Viertelfinalverlierer. Anke Sterneborg Im Bild: Lira Bajramaj

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Canim Kreuzberg"

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(Foto: Moviemento Filmverleih)

Zwei Kreuzberg-Kurzdokus, zusammengepackt zum Stadtteilporträt. Canan Turan zeigt, wie ihre Oma nach Deutschland kam, und wie die Familie heute dort lebt - obwohl Oma zurück ins Heimatdorf geflohen ist. Aslı Özarslan porträtiert ein Off-Theater "postmigrantischer Kreativer", die in Kreuzberg die Kulturszene aufmischen. Von dem Zweier-Mix hätte man jeweils lieber einen lang gesehen als beide kurz. Doris Kuhn Im Bild: Canan Turan und Kıymet Özdemir

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Der Dieb der Worte"

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(Foto: dpa)

Erfolgloser Schriftsteller leidet unter seinem Mittelmaß, bis er mit einem geklauten Manuskript den großen Durchbruch schafft - nur scheucht er damit auch den eigentlichen Urheber auf. Bradley Cooper, Jeremy Irons und Dennis Quaid irren durchs dichte Emotionsgeflecht, das sich Brian Klugman und Lee Sternthal für ihr Regiedebüt ausgedacht haben, und verheddern sich zwischen großen Worten und hübschen Frauen. Daniel Steinitz Im Bild: Bradley Cooper (links) als Rory und Jeremy Irons als alter Mann

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Fast & Furious 6"

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(Foto: Universal Pictures International)

Im sechsten Teil der Reihe verfolgen die Robin Hoods der Temposünder eine gewissenlose Raserbande, die Teile für einen Killersatelliten zusammenrauben. Man sieht mit Vergnügen, dass Regisseur Justin Lin viel Geld ausgeben darf. Die Choreografie aus Auto-Stunts und Kameraführung sorgt für Achterbahngefühle in der Magengrube. Die Suche nach einem neuen Konsens des Actiokinos zeigt aber auch, mit welchen Problemen Hollywood zu kämpfen hat, seit der amerikanische Traum verblasst. Andrian Kreye Die SZ-Videorezension "Zoom - Die Kinopremiere" sehen Sie hier.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Fünf Jahre Leben"

5 / 12
(Foto: dpa)

Guantanamo von innen, aus dem Blickwinkel von Murat Kurnaz, der dort fast fünf Jahre inhaftiert war. Stefan Schaller verdichtet - und reduziert - den prominten Fall zur Leidensgeschichte und zum Duell, das sich Kurnaz (eindrucksvoll gespielt vom Newcomer Sascha Alexander Geršak) und ein Verhörspezialist liefern. Martina Knoben Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier. Im Bild: Sascha Alexander Gersak als Murat

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Freier Fall"

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(Foto: dpa)

Polizist Marc (Hanno Koffler) beginnt eine Affäre mit einem Kollegen (Max Riemelt), während seine Frau (Katharina Schüttler) schwanger ist. Homosexualität ist für Stephan Lacant also ein moralisches Problem: Er weidet sich am heimlichen Sex im Regen, die Homophobie von Polizei und Kleinbürgertum erscheint angesichts der Umstände von Marcs Frau fast normal. Ist das abstoßend? Nein, schlimmer: filmförderungswürdig. Philipp Stadelmaier Im Bild: Hanno Koffler (links) als Marc und Max Riemelt als Kay

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Jeder hat einen Plan"

7 / 12
(Foto: dpa)

Ins Leben eines Menschen zu schlüpfen, ohne ihn wirklich zu kennen, hat seine Tücken: Der Kinderarzt Agostin lässt Eheverpflichtungen und Jobverantwortung mit der Leiche seines Zwillingsbruders in seiner Stadtwohnung zurück, um im Tigre Delta dessen Imkerei zu übernehmen. Doch statt eines friedlichen Lebens im Einklang mit der Natur, findet er einen mörderischen Sumpf des Verbrechens. Mehr Glück hatte Ana Piterbarg beim Wechsel von Tele Novelas zum Spielfilm, denn fürs sensible Doppelspiel in ihrem sonst eher schläfrigen Film konnte sie Viggo Mortenson gewinnen. Anke Sterneborg Im Bild: Viggo Mortensen, der in eine Doppelrolle die Zwillingsbrüder Agustin und Pedro spielt, und Sofia Gala als Rosa

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Leviathan"

8 / 12
(Foto: Arsenal Institut)

Elementares Kino, Kino der Anfänge - und der Zukunft. Monate waren Lucien Castaing-Taylor und Véréna Paravel mit Neuenglandfischern auf See. Die Bilder pulsieren, farbiges Ölzeug auf schwarzem Meer und dunkler Nacht, Fischköpfe taumeln, ein Jack-Elam-Grinsen, Blick in die Tiefe. "Auf Erden ist ihm niemand zu gleichen; er ist gemacht ohne Furcht zu sein." Fritz Göttler

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Das Märchen von der Prinzessin"

9 / 12
(Foto: Summiteer Film)

Hübsche Storyidee von der Möchte-gern-Märchenprinzessin, charmante Darsteller (Hanna Merki, Michael Kranz), zauberhafte Landschaft. Nur fehlt Regisseur Steffen Zacke das Sesam-öffne-dich für den herrlich flunkernden Witz der Kinderbuch-Vorlage von Susanne Straßer. Er weiß nicht so recht, in welcher Tonlage er erzählen soll und schwankt zwischen banalem Slapstick, Impro-Schultheater und Märchenverwurstung à la TV-Comedy. Rainer Gansera Im Bild: Hanna Merki als Prinzessin

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Mutter und Sohn"

10 / 12
(Foto: dpa)

Die Liebe der Mutter, bedrohlich obsessiv, wird vom erwachsenen Sohn strikt abgelehnt. Erst als er einen Unfall verursacht, darf sie sich endlich um ihn kümmern. Sie schmiert Zeugen, Behörden und Opfer um ihn vor Strafe zu bewahren, und man sieht: Korruption funktioniert, im neuen Rumänien wie in alten Beziehungen. Für dieses Porträt einer skrupellosen Frau erhielt Regisseur Calin Peter Netzer den goldenen Bären der Berlinale. Zu Recht. Doris Kuhn Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier. Im Bild: Luminita Gheorghiu als Mutter Cornelia

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Slow"

11 / 12
(Foto: Mouna Filmverleih)

Sascha Seiferts Film ist ein zu therapeutischen Zwecken einsetzbarer Bildschirmschoner. Man sieht ausschließlich Schnecken, beim Kriechen, Fressen und Schleimen. Die grün-lackierten (schlecht montierten) Bilder sind garniert mit Meditationsmusik und Zitaten aus der Achtsamkeitslehre eines buddhistischen Mönchs: Atme, alles wird gut, lächle. Aber, aber. Wer wird denn vor einem Panflötenfilm aggressiv werden? Philipp Stadelmaier

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Vierzehn"

12 / 12
(Foto: Kinderfilm GmbH)

Fabienne ist zu jung für die Disco, man lässt sie nicht rein. Aber sie ist alt genug, Mutter zu werden - wie Steffi, Laura und Lisa ist sie vierzehn, als sie ungewollt schwanger wird. Cornelia Grünberg hat die Mädchen zwei Jahre lang begleitet. Alle Stadien der Vorfreude und der Ernüchterung hält sie in ihrem Dokumentarfilm fest und die Kraft der Mädchen, das Lebenszugewandte, selbst noch im Scheitern. Ein Aufklärungs-Film im allerbesten Sinne. Martina Knoben

© SZ vom 23.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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