Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Songs vom lebenden Toten

Nick Cave wollte in "20 000 Days on Earth" einen Song über sein Leben schreiben - mit den Mitteln des Kinos. Und Udo Kier outet sich zu seinem 70. Geburtstag als Liebhaber moderner Kunst. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

1 / 12

20 000 Days on Earth

Kinostart - '20.000 Days on Earth'

Quelle: dpa

Überall steht, dass dies ein Film über den australischen Musiker, Songwriter, Junkie, Dichter und Popstar Nick Cave ist, lange einer der großen lebenden Toten der Popkultur. Doch nur beobachten lassen wollte der sich nicht. Er wollte mit den Regisseuren Iain Forsyth und Jane Pollard einen Song über sein Leben mit den Mitteln des Kinos schreiben. Was für ein Glück!

Jens-Christian Rabe

2 / 12

Arteholic

Kinostart - 'Arteholic'

Quelle: dpa

Als "Kultfigur des Bösen" ist der Darsteller Udo Kier bekannt. Zu seinem 70. Geburtstag outet er sich als Liebhaber moderner Kunst, das heißt er stilisiert sich in Hermann Vaskes vergnüglichem Capriccio aus Dokumentation und Kier-Performance zum Kunstsüchtigen. Bei einer Museums-Rundreise trifft er befreundete Künstler, erinnert die wilden Partys in Warhols Factory, und zerschlitzt auch mal ein Gemälde mit dem Rasiermesser.

Rainer Gansera

3 / 12

The Cut

Kinostart - 'The Cut'

Quelle: dpa

Es geht um die versuchte Auslöschung eines Volkes, den Genozid an den Armeniern, begangen von den Türken; um einen Mann, der diese Hölle überlebt. Und um den Regisseur Fatih Akin, der seine Wurzeln im Volk der Täter hat, aber die Perspektive der Opfer einnimmt. Nur: Wer am Ende von allen geliebt werden will, sollte keine politischen Filme machen.

Eine ausführliche Filmbesprechung lesen Sie hier.

Neu im Kino: "The Cut", vorgestellt im Video.

Im Bild: Tahar Rahim als schwerverletzter Nazaret Manoogian (links) und Bartu Kücükcaglayan als ehemaliger Dieb Mehmet.

Tobias Kniebe

4 / 12

Das große Museum

-

Quelle: Real Fiction

Den Alltag an einem der schönsten Museen der Welt, dem Kunsthistorischen Museum Wien, schildert Johannes Holzhausens Hinter-den-Kulissen-Doku in lupenreiner cinema vérité-Manier. Von der peniblen Bildrestaurierung bis zum Aufputz der Habsburger-Reliquien. Am Ende würde man gern mehr über die Kunstwerke selbst erfahren, zum Beispiel über Breughels "Turmbau zu Babel", als über den Verlauf einer Marketingsitzung.

Rainer Gansera

5 / 12

Maze Runner

Kinostart - 'Maze Runner: Die Auserwählten im Labyrinth'

Quelle: dpa

Inspiriert vom Lieblings-Dystopiker des Kinos, Franz Kafka. Eine Gruppe Jungen in einem abgeschlossenen Raum, umgeben von einem Riesenlabyrinth, das sie vom Rest der Welt trennt. Ihre Herkunft ist ihnen rätselhaft, auch der Sinn ihres Daseins, im Labyrinth sind Monster. Ein Roman von James Dashner, verfilmt von Wes Ball.

Neu im Kino: "Maze Runner", vorgestellt im Video.

Im Bild (von links nach rechts): Minho (Ki Hong Lee), Frypan (Dexter Darden), Teresa (Kaya Scodelario), Gally (Will Poulter), Thomas (Dylan O'Brien) und Newt (Thomas Brodie-Sangster).

Fritz Göttler

6 / 12

Der Richter

Robert Downey Jr.

Quelle: AP

Ein Staranwalt verteidigt einen Richter, mit dem er eigentlich schon seit Jahrzehnten nicht mehr redet - der Richter ist sein Vater. Robert Downey Jr. ist nach einer Weile nicht mehr cool und Robert Duvall nicht mehr knallhart - sie spielen dieses dysfunktionale Duo ganz brillant. Dies wäre einer der Filme des Jahres - hätte Regisseur Dave Dobkin nicht bei manchen Szenen zu sehr auf Effekt gesetzt.

Im Bild: Robert Downey Jr., links, als Hank Palmer und Billy Bob Thornton, rechts, als Dwight Dickham.

Susan Vahabzadeh

7 / 12

Tableau Noir

-

Quelle: déjà vu Filmverleih

Ein weiterer Dokumentarfilm über eine Zwergschule, der unsere Sehnsucht nährt nach einem anderen Bildungssystem. Regisseur Yves Yersin beobachtet eine Klasse, die tatsächlich eine Gemeinschaft ist, die jeden Einzelnen führt und hält und viel mehr lehrt als Rechnen und Schreiben. Ein Abgesang, poetisch und zu Herzen gehend: Die Schule soll geschlossen werden, das Dorf trauert.

Martina Knoben

8 / 12

Teenage Mutant Ninja Turtles

Kinostart - 'Teenage Mutant Ninja Turtles'

Quelle: dpa

Vier mutierte Schildkröten, benannt nach italienischen Renaissance-Künstlern, werden in der New Yorker Kanalisation von einer Ratte großgezogen und in asiatischen Kampfkünsten trainiert. Als sie die für Kröten akkurate Ninja-Größe erreicht haben, widmen sie sich dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen. All das inszeniert Jonathan Liebesman - unter Beratung von Produzent Michael Bay - genau so, wie es klingt.

Neu im Kino: "Teenage Mutant Ninja Turtles" vorgestellt im Video.

David Steinitz

9 / 12

Vampirschwestern 2

Kinostart - 'Die Vampirschwestern 2'

Quelle: dpa

Twilight für Kids, zweite Lieferung: Nach dem Umzug ins deutsche Kleinstädtchen ringen die Schwestern Silvania und Dakaria samt Menschenmutter (Christiane Paul) und Vampirvater (Stipe Erceg) jetzt mit den Höhen und Tiefen der ersten Liebe. Eine Geschichte vom Anderssein für Teenies, was der Vampirmythos und Franziska Gehms Jugendbuchvorlagen durchaus hergeben, würde sich das Ganze unter der Regie von Wolfgang Groos nicht so albern chargierend zu den Jugendlichen herunterbeugen, statt sie auf Augenhöhe ernst zu nehmen.

Im Bild: Laura Roge (links) als Dakaria und Jamie Bick als Helene.

Anke Sterneborg

10 / 12

Wie in alten Zeiten

Kinostart - 'Wie in alten Zeiten'

Quelle: dpa

Der smarte Ex-007 Pierce Brosnan und die auf kratzbürstige Ladies abonnierte Emma Thompson in einer Möchte-gern-Screwball-Comedy. Der Charme des Star-Duos rettet das Szenario: dass es zwischen Ex-Eheleuten wieder wie bei Frischverliebten knistern möge. Die von Regisseur Joel Hopkins anvisierte Eleganz gelingt nur stellenweise, wenn ein Diamantenraub an der Côte d'Azur zur Honeymoon-Kulisse wird.

Im Bild: Pierce Brosnan als Richard und Emma Thompson als Kate.

Rainer Gansera

11 / 12

Winterkartoffelknödel

-

Quelle: Constantin Film/Bernd Schuller

Drei dubiose Todesfälle im Münchner Umland scheuchen einen Dorfpolizisten aus seiner Routine. Allerdings macht Regisseur Ed Herzog diesmal den Fehler, den er beim Vorläuferfilm "Dampfnudelblues" so klug vermieden hat. Er verkauft Klamauk so lange als Humor, bis man an Ende glaubt, was die Regionalkomödie eigentlich widerlegen sollte: dass Bayern eben Deppen sind.

Im Bild: Sebastian Bezzel.

Doris Kuhn

12 / 12

Die Zeit vergeht wie ein brüllender Löwe

-

Quelle: Flumenfilm

Dem Wesen der Zeit möchte Philipp Hartmann nachspüren. Nicht zuletzt, da er selbst an Chronophobie leidet. Sie zu verstehen, vielleicht sogar zu bremsen, schließt er aber gleich aus - immerhin. Interviews, kleine Film-Experimente und die Video-Weisheiten betrunkener Freunde sollen auf die richtige Spur führen. Der Film will damit eine transzendente Zeiterfahrung sein, ist aber doch nur ein Homevideo- Zusammenschnitt.

Nicolas Freund

© SZ.de/tgl
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: