Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Altstars und junge Liebhaber

"Eltern" ist die bisher beste deutsche Kinokomödie des Jahres, "The Act of Killing" wahnsinnig. "Don Jon" ist eine moralfreie Verteidigung des Pornos und in "Last Vegas" reden Hollywood-Altstars über Brüste und Viagra. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Jung & schön

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(Foto: dpa)

"Eltern" ist die bisher beste deutsche Kinokomödie des Jahres, "The Act of Killing" wahnsinnig. "Don Jon" ist eine moralfreie Verteidigung des Pornos und in "Last Vegas" reden Hollywood-Altstars über Brüste und Viagra. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht. Jung & schön Das Leben als sehr schöne junge Frau (hier: Ex-Model Marine Vacth) bringt seine eigenen Probleme mit sich - und das verstehen die Franzosen immer noch am Besten. François Ozon folgt einer 17-Jährigen, die erst ihre Unschuld verliert, sich dann unerklärlich langweilt und wenig später als Luxus-Callgirl sehr viel Geld verdient. Sie ist undurchschaubar wie Buñuels "Belle de jour" - aber anders als damals kann nicht einmal mehr die Erziehung haftbar gemacht werden. Tobias Kniebe Ein ausführliches Interview mit Regisseur Ozon lesen Sie hier, die Videorenzension von Tobias Kniebe können Sie hier ansehen. Im Bild: Marine Vacth als Isabelle und Johan Leysen als Georges

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Zaytoun

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(Foto: EitanRiklis; Senator Filmverleih)

Zaytoun 1982 in Beirut, Fahed, ein kleiner palästinensischer Junge hat seine Eltern verloren, hängt mit ein paar sehr gewaltbereiten Erwachsenen herum - die einen israelischen Piloten (Stephen Dorff) als Geisel genommen haben. Fahed ist erst voller Hass, aber wenn er mit dem Fremden flüchtet, könnte er den Olivenbaum seines Vaters in dessen Heimatdorf bringen - und die Gefahr auf dieser Reise schweißt die beiden zusammen. Ein Märchen aus dem Nahen Osten, eine sehr emotionale, schöne Was-wäre-wenn-Geschichte:vom israelischen Regisseur Eran Riklis ("DIe syrische Braut"). Susan Vahabzadeh

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Eltern

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(Foto: Oliver Vaccaro; DCM)

Eltern Witz, Wahrhaftigkeit, grandiose Akteure (Charly Hübner, Christiane Paul). Die beste deutsche Kinokomödie des Jahres. Robert Thalheims Portraitkunst in voller Entfaltung. Gezeichnet wird ein Familienbild, in dem die Kinder regieren. Dem Filmtitel zum Trotz. Anfangs die Idylle der modernen Familienaufstellung mit Hausmann (Künstler) und Karriere-Ehefrau (Ärztin). Urplötzlich wird daraus ein Katastrophenszenario. Im Bild Christiane Paul als Christine und Charly Hübner als Konrad Rainer Gansera

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Escuela normal

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(Foto: Cine Global)

Escuela normal In einer argentinischen Gesamtschule stehen die Wahlen für die Schülervertretung an. Politik auf kleiner Ebene: verkrampfte Slogans, leere Versprechungen und öffentliche Schlammschlachten. Der Film bietet interessante Einsichten um das heißersehnte Amt des Präsidenten, gerät jedoch in Leerlauf, wenn der Fokus vom Wahlkampf auf die Rektorin und ihre alltäglichen, teils belanglosen Dienste übertragen wird. Sebastian Lauterbach

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Zonenmädchen

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(Foto: Mindjazz Pictures)

Zonenmädchen Sabine Michel porträtiert sich und vier Freundinnen, die in der DDR aufwuchsen und beim Mauerfall gerade Abi machten. Frage: Wie viel Zone steckt noch in uns? Antwort: Man ist geprägt, und heute doch erwachsen geworden. Gegenfrage: Ja und? Der Film geht niemanden als die Porträtierten etwas an, die Frage nach den Zonenmädchen ist ein Vorwand, damit fünf Vierzigjährige ihre Mädchenzonen diskutieren können. Philipp Stadelmaier

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

The Act of Killing

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(Foto: Neue Visionen)

The Act of Killing 1965 töten in Indonesien Paramilitärs und Gangster bei einem Putsch über eine Million "Kommunisten". Noch heute sind sie an der Macht, lassen sich als Nationalhelden verehren - und prahlen mit ihren Taten, die Joshua Oppenheimer in seinem einzigartigen Film von ihnen re-enacten lässt. Um im moralischen Vakuum einer obszönen Darstellungsorgie eine exzessive moralische Kraft des Kinos zu finden. Dieser Film ist wahnsinnig. Philipp Stadelmaier Die ausführliche Rezension zum Film lesen Sie hier.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

La suerte en tus manos

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(Foto: CineGlobal)

La suerte en tus manos Das Glück in Deiner Hand: Manchmal ist es schwer zu halten, egal ob es sich dabei um Pokergewinne handelt oder um eine verflossene Jugendliebe. Der Argentinier Daniel Burman erzählt die Geschichte des geschiedenen Geldverleihers Uriel Cohen als sanft ausufernde Komödie der Irrungen und Wirrungen, die mit bizarren Zutaten wie einem fischlosen Aquarium, einer hasidischen Rockgruppe und einer Vasektomie ein wenig angestrengt gegen den Hollywoodstrich gebürstet ist. (spanisches Original mit Untertiteln) Anke Sterneborg

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Captain Phillips

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(Foto: SonyPictures)

Captain Phillips Tom Hanks als Frachtschiffkapitän, dessen Schiff von somalischen Piraten überfallen wird. Der Film beruht auf einem wahren Fall; Paul Greengrass macht einen packenden, schnörkellos erzählten Thriller mit quasidokumentarischen Momenten daraus. Überleben in Zeiten der Globalisierung. Martina Knoben Die ausführliche Rezension zum Film lesen Sie hier. Im Bild: Tom Hanks als Captain Phillips

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Coming Forth by Day

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(Foto: Arsenal Institute)

Coming Forth by Day In einer tristen Wohnung am Rande von Kairo pflegt die junge Soad (Donia Maher) zusammen mit ihrer Mutter den sterbenden Vater. Entstanden mitten in den Unruhen des arabischen Frühlings, lenkt das Spielfilmdebüt der Ägypterin Hala Lotfy seinen intimen, dokumentarischen Blick ins Innere einer zerrütteten Gesellschaft und zeigt den Alltag der Frauen als Dämmerzustand zwischen aufopfernder Fürsorge und stummer Lethargie. Ein politischer Film isoliert von der Außenwelt. Im Bild Salma Al-Najjar (Mutter) Annett Scheffel

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Last Vegas

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(Foto: dpa)

Last Vegas Früher wurde in Hollywood rigoros ausrangiert, jetzt wächst die erste echte Generation an Senioren-Stars heran. Die aber müssen mit den Ideen der Jungen zurechtkommen, weshalb Robert De Niro, Morgan Freeman, Michael Douglas und Kevin Kline versuchen, diesen Rentner-"Hangover" von Jon Turteltaub zu retten - als vier ältere Herren, die Brüste bewerten, an ihren Smartphones scheitern und über Viagra scherzen. Im Bild Kevin Kline als Sam, Morgan Freeman als Archie , Robert De Niro als Paddy und Michael Douglas als Billy David Steinitz

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Don Jon

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(Foto: Ascot Elite)

Don Jon Große, euphorische, komplett moralfreie Apologie der Pornographie und ihres Konsums. Joseph Gordon-Levitt führt Regie und spielt Don Jon, der etliche Frauen hat - aber Porno besser findet. Da kann selbst Scarlett Johansson daherkommen. Seine Libido pulsiert im Taktschlag der Bilder, noch dann, wenn er sich wirklich verliebt. Denn jedes Bild hat hier zwei Seiten - und eine ist lebendiger als die andere. Im Bild Scarlett Johansson als Barbara und Joseph Gordon-Levitt als Jon Philipp Stadelmaier

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Escape Plan

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(Foto: dpa)

Escape Plan Mit Stallone und Schwarzenegger verbünden sich zwei der großen Actionhelden der Achtziger, um der digitalen Jugend zu zeigen, was eine analoge Harke ist. Das 50 Millionen-Dollar-B-Picture von Mikael Håfström aus der Riege der skandinavischen Genreregisseure ist ein umgedrehtes Heist-Movie: Nicht rein in den Tresor, sondern raus aus dem Hochsicherheitsgefängnis. Reines Männerkino mit kernigen Onelinern wie "You hit like a vegetarian", erlesen assistiert von Sam Neill, Jim Caviezel, Vincent D'Onofrio und 50 Cent. Im Bild Sylvester Stallone als Ray Breslin und Arnold Schwarzenegger als Emil Rottmayer Anke Sterneborg

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Gypsy Spirit

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(Foto: Barnsteiner Film)

Gypsy Spirit Die Wurzeln der Roma liegen in Indien. Also macht sich der Wiener Jazz-Gitarrist Harri Stojka auf nach Radjastan um zu erforschen, ob es Ähnlichkeiten zwischen der dortigen und der europäischen Roma-Musik gibt. Er spielt mit lokalen Virtuosen in der Stadt, auf dem Land, und wenn man wissen will, was Musik kann und erreicht, dann kann man das bei den verrückten Sessions in Klaus Hundsbichlers Doku-Feature sehen. Doris Kuhn

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

18 Comidas

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(Foto: TicTacProducciones)

18 Comidas Kein Leben ohne Essen, und am besten isst es sich in Gesellschaft "18 Comidas" des Regisseurs Jorge Coira begleitet eine Gruppe von Leuten in Barcelona einen Tag lang durch ihre Mahlzeiten, in wechselnden Besetzungen. Coira erzählt von einem Straßenmusiker, einer Hausfrau, einem alten Eheppaar, im leichten Tonfall amerikanischer Indies in den Neunzigern und am Ende ist klar: Trennen sollte man sich nur beim Abendessen. Susan Vahabzadeh

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Die Legende vom Weihnachtsstern

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(Foto: dpa)

Die Legende vom Weihnachtsstern Der Publikumserfolg aus Norwegen, in dem sich Findelkind Sonja (Marie Zeiner) auf die Suche nach dem verschollenen Weihnachtsstern begibt, ist eine durchaus charmante Abwechslung von amerikanischen Coca-Cola-Weihnachtsimaginationen. Regisseur Nils Gaup durchsetzt die klassische Abenteuergeschichte seines effektgespickte Fantasy-Films mit Bruchstücken nordischer Märchen: Waldelfen und Trolle, sprechende Braunbären und magische Winde. Im Bild Vilde Zeiner als Sonja Annett Scheffel

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Um jeden Preis

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(Foto: dpa)

Um jeden Preis Expandieren, Land zukaufen, die Konkurrenten ausstechen, das ist der Lebenszweck von Henry Whipple, und in diesem Sinne müssen wir ihn uns als einen glücklichen Menschen vorstellen. Dennis Quaid spielt ihn mit einer hinreißenden Mischung von Borniertheit und Großkotzigkeit. Böses, absurdes Americana von Ramin Bahrani. Und die Söhne sind nicht besser, der eine, Zac Ephron, will gar statt Farmer ein Rennfahrer werden! Im Bild Zac Efron als Dean Fritz Göttler

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Jardin de Amapolas

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(Foto: Cine Global)

Jardin de Amapolas Kolumbien, hoch in den Bergen. Der Klatschmohn blüht, nebenan blubbert das Heroinlabor. Kriegsgebiet zwischen Rebellen und Regierungstruppen - und einfache Menschen dazwischen, die keine Chance haben. Der Weg zum See führt durch Minenfeld, das Mädchen zeigt dem Jungen, wie man hüpfen muss... Die Länder Lateinamerikas, in denen die Drogenkartelle kämpfen, werden für uns immer mehr zum Herz der Finsternis, voll unvorstellbarer Grausamkeit. Geschichten von dort, wie sie der Regisseur Juan Carlos Melo Guevara erzählt, die klarmachen können, was das heißt - die sind selten und unbedingt sehenswert. Tobias Kniebe

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

Jenseits der Hügel

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(Foto: Wild Bunch Sales)

Jenseits der Hügel Nach seinem Cannes-Erfolg "4 Monate, 3 Wochen, 2 Tage" eine neue Zwei-Mädchen-Tragödie von Cristian Mungiu, dem maître fou des rumänischen Kinos. Ein Mädchen, Alina, will ein anderes, ihre Freundin Voichita, mit nach Deutschland nehmen, aber die fühlt sich gut in der Einsamkeit ihres Klosters in den Hügeln über der Stadt. Mungiu inszeniert wieder ganz cool desperat, mit exorzistischem Touch. Im Bild: Cosmina Stratan als Voichita und Cristina Flutur als Alina Fritz Göttler

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