Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Schlimme Nachbarn, garstige Babys

Kevin Costner verprügelt in "3 Days to Kill" als Action-Dad Bösewichte, ein junges Paar kämpft mit "Bad Neighbors" und in "Devil's Due" wird mit einer Wackelkamera eine dämonische Schwangerschaft gefilmt. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

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Kinostarts - '3 Days To Kill'

Quelle: dpa

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Kevin Costner verprügelt in "3 Days to Kill" als Action-Dad Bösewichte, ein junges Paar kämpft mit "Bad Neighbors" und in "Devil's Due" wird mit einer Wackelkamera eine dämonische Schwangerschaft gefilmt. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

3 Days to kill

Luc Besson, der stoisch sein cinéma gaga jenseits einengender Kategorien wie Logik oder Moral perfektioniert, präsentiert als Autor und Produzent eine weitere Variation seiner Lieblingsgeschichte: Ein Action-Dad in der Midlifecrisis verprügelt Bösewichte, die aber allesamt nicht so garstig sind wie sein pubertierender Nachwuchs. Und das inszeniert McG als hätten die großen Zeiten von MTV gerade erst begonnen.

David Steinitz

Im Bild: Kevin Costner als CIA-Agent Ethan Renner.

Kino Across the River

Quelle: Drop-Out Cinema eG

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Across the River

Wald, Tier, Naturforscher mit Video-Logbuch - der italienische Independent-Regisseur Lorenzo Bianchini mischt für diesen kleinen Horrorfilm ikonografische Zutaten. Wenn dann auch noch kleine gruselige Zwillingsmädchen mit leuchtenden Augen in einem verlassenen Partisanendorf herumspuken, wird schnell klar: Das wahre Grauen liegt in der Vergangenheit.

Anna Mayrhauser

Im Bild: Marco Marchese als Marco Contrada.

Kinostarts - 'Ai Weiwei - The Fake Case'

Quelle: dpa

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Ai Weiwei - The Fake Case

"Fake" ist der Name der Firma von Ai Weiwei, ein "Fake" ist der Prozess gegen den systemkritischen chinesischen Künstler wegen Steuerhinterziehung und Pornographie. Der dänische Regisseur Andreas Johnsen hat ihn nach seiner Haftentlassung 2011 begleitet, mit skandinavischem Humor: In dieser Fake-Welt ist der beleibte Artist "still present" - auch wenn er oft einen recht betäubten Eindruck macht.

Philipp Stadelmaier

Im Bild: Der chinesische Künstler Ai Weiwei.

Kinostarts - 'Bad Neighbors'

Quelle: dpa

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Bad Neighbors

Eine Chaos-Comedy von Nicholas Stoller im Apatow-Kielwasser. Das Nachbarhaus wird zum Frathouse, eine Studentenbruderschaft zieht ein und lässt es richtig krachen, und es zerreißt einem das Herz, denn dem Paar Seth Rogen und Rose Byrne - ein Kleinkind, Stillphase - wird klar, dort ist die Jugend, aber was sind sie. .. Auch: ein Actionfilm mit vier Airbags.

Fritz Göttler

Im Bild: Zac Efron als Teddy Sanders.

Szene aus "Devil's Due - Teufelsbrut

Quelle: Fox Deutschland

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Devil's Due

Junges Paar urlaubt in der Karibik, wird von Voodoo-Taxifahrer auf eine Party gelockt und hoppla ist das Mädchen schwanger. Dem dämonischen Ablauf der Schwangerschaft setzen die zwei soviel süßliche Naivität und subjektive Wackelkamera entgegen, dass man es kaum erwarten kann, bis der titelgebende Teufel sie holt - und den Regisseur Matt Bettinelli vielleicht gleich mit.

Doris Kuhn

Im Bild: Allison Miller als Samantha McCall.

Good Vibrations

Quelle: Rapid Eye Movies

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Good Vibrations

Let there be Punk! In Belfast 1978 ist Punkrock riskante Rebellion gegen den Fanatismus der Bürgerkriegsparteien. In einem mitreißenden Mix aus Fakt und Fiktion erzählen Glenn Leyburn und Lisa Barros D'Sa von Terry Hooley (Richard Dormer), dem "Paten des Belfast-Punk". Die Szene-Story eines Plattenladens weitet sich zum Drama der verratenen und wiedereroberten Jugendträume. Der beste Musikfilm seit "24 Hour Party People".

Rainer Gansera

Im Bild: Richard Dormer als Terri Hooley.

Kinostarts - 'Labor Day'

Quelle: dpa

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Labor Day

Kate Winslet spielt eine verlassene aber sinnliche Mutter mit 13-jährigem Sohn, geplagt von Depressionen und Angst vor der Außenwelt. Hier fehlt ostentativ ein Mann, der dann auftaucht wie die perfekte Single-Mom-Phantasie: Josh Brolin verkörpert den entflohenen Sträfling, dem die beiden Unterschlupf gewähren. Aber warum hat gerade der fortschrittsorientierte Jason Reitman dieses goldgetönt nostalgisches Albumblatt für die amerikanische Kleinfamilie entworfen?

Eine ausführliche SZ-Kinorezension lesen Sie hier.

Tobias Kniebe

Im Bild: Josh Brolin als Frank und Kate Winslet als Adele.

Der letzte Mentsch

Quelle: Farbfilm

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Der letzte Mentsch

Ein alter Mann auf der Suche nach seinen lange verleugneten jüdischen Wurzeln.Um auf einem jüdischen Friedhof begraben werdenzu können, muss der Holocaust-Überlebende Marcus Schwartz (Mario Adorf)nachweisen, dass er Jude ist. Zusammen mit einer jungen Deutschtürkin macht er sich auf den Weg in seine alte Heimat Ungarn, um Dokumente und Zeugen beizubringen. Die Reise führt in Synagogen, auf Friedhöfe und Schrottplätze, und am Ende führt sie Marcus zu sich selbst.Der FranzosePierre-Henry Salfati hat dieses behäbige Roadmovie gedreht. Es ist besser gemeint als gemacht, hat aber einen starken Motor: Mario Adorf.

Christine Dössel

Im Bild: Hannelore Elsner als Ethel und Mario Adorf als Marcus Schwarz / Menachem Teitelbaum.

Rosie

Quelle: Kool

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Rosie

Marcel Gislers Familiengeschichte im Schweizer Kuhglocken-Idyll ist eine feinsinnige Kreuzung aus Tragikomödie und skurrilem Realismus. Mit allerschönster, schauspielerischer Wucht wirft sich Sibylle Brunner in den riesigen Resonanzraum der Titelfigur: Mal boshaft und störrisch, mal lebensfroh und schelmisch-vulgär kämpft eine Seniorin um Selbstbestimmung, säuft und flucht, lacht und windet sich in Einsamkeit und Schuldgefühlen.

Annett Scheffel

Im Bild: Sibylle Brunner als Rosie.

Turn me on

Quelle: Zootrope Films

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Turn me on

Alma (Helene Bergsholm) ist fünfzehn - und dauerspitz. Jannicke Jacobsens schöner Film dreht sich um obsessives Masturbieren, ohne ein Coming-of-Age-Softporno wie "American Pie" zu sein. Eher ist es das komische, aber nüchterne Porträt einer in ihren Sexphantasien verlorenen Jugend. In der norwegischen Einöde ersetzt die Sexhotline den Internetporno. Wie soll man auch sonst heiß werden in diesem kühlen Klima.

Philipp Stadelmaier

Im Bild: Matias Myren als Artur und Helene Bergsholm als Alma.

Über-Ich und Du

Quelle: Piffl Medien GmbH

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Über-Ich und Du

Prolet und Professor. Zwei Tölpel auf dem Pfad bizarrer Kumpanei (André Wilms, Georg Friedrich). Benjamin Heisenberg ("Der Räuber") nimmt das Odd-Couple-Genremuster und kombiniert den Möchtegern-Ganoven mit dem altersdementen Top-Psychiater zu Therapieabenteuern. Angefüllt mit Einfällen, die superschräg sein wollen, landet der Komödienversuch des Autorenfilmers bei einem witzelsüchtigen Homemovie, das seine Pointen mühsam abarbeitet.

Rainer Gansera

Im Bild: André Wilms als Curt Ledig.

Who Cares

Quelle: Quem se Importa

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Who Cares?

Dazu, selbst "den Unterschied zu machen", will die die brasilianische Regisseurin Mara Mourão ihre Zuseher ermutigen. Social Entrepreneurs, die das schon tun, hat sie in sieben Ländern besucht. Entstanden ist eine menschfreundliche Doku, der allerdings ein paar Kalenderspruchweisheiten weniger gut getan hätten. Die Menschen, die hier von ihren Projekten erzählen, wären auch ohne großen moralischen Überbau interessant genug gewesen.

Anna Mayrhauser

Zulu

Quelle: Studio Hamburg Enterprises

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Zulu

In Südafrika sind die Drogendealer besonders bekifft, unberechenbar, tödlich. Jérôme Salle führt Regie, als würde er einen Polizeieinsatz koordinieren. Die Bosse haben einen Wissenschaftler an der Hand, der noch experimentierte, brutal rassistisch, unter dem Apartheidsystem. Forest Whitaker hat als Kind Schmerzliches erfahren, nun gibt er sich als Polizeichef rassenversöhnlich. Orlando Bloom schaut richtig scheiße aus und hat eine tolle Begegnung am Strand mit einer Frau zu Pferd.

Fritz Göttler

Im Bild: Forest Whitaker als Ali Sokhela.

© SZ.de/nema
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