Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Monster, Moleküle und hemmungslose Missgunst

Der Mensch ist missgünstig, ob im Verhältnis zu Pflegekindern oder gegenüber der übergewichtigen Freundin, die heiratet. Wer mit den menschlichen Abgründen konfrontiert werden will, hat in dieser Kinowoche Gelegenheit dazu.

den SZ-Kritikern

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Kinostarts - 'Hotel Transsilvanien'

Quelle: dpa

Die Filmstarts vom 25.Oktober auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme.

Hotel Transsilvanien

Eine Amour fou zwischen Mensch und Vampir hat es im Kino niemals leicht - besonders nicht, wenn der eifersüchtige Daddy Dracula (Adam Sandler, bei uns Rick Kavanian) zwischen den Liebenden tobt: Sein Töchterchen hat sich in einen Backpacker verknallt. Genndy Tartakovsky entfesselt in seiner Animations-Comedy genussvoll die große Monsterwelt, in der es eigentlich recht menschlich zugeht.

David Steinitz

Die ausführliche SZ-Kinorezension lesen Sie hier.

Im Bild: In "Hotel Transsilvanien" gibt es jede Menge Monster.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Keep the lights on

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Quelle: KMBO

Teddy-Preisträger Ira Sachs erzählt mit dokumentarischer Geste die Geschichte einer Liebe in New York. Er begleitet ein homosexuelles Paar von 1998 bis 2007, durch erstes Glück, Drogensucht und Entfremdung. Was wir daraus erfahren: Es läuft nicht anders als bei Heteros, nur haben Schwule einen größeren Freundeskreis und besseren Zugang zu unverbindlichem Sex.

Doris Kuhn

Im Bild: Sie können nicht mit- aber auch nicht ohne einander leben: der extrovertierte Dokumentarfilmer Erik Rothman (Thure Lindhardt, rechts) und der freundliche, aber auch sehr verschlossene Anwalt Paul Lucy (Zachary Booth).

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Die Hochzeit unserer dicksten Freundin

Kinostarts - 'Die Hochzeit unserer dicksten Freundin'

Quelle: dpa

Hangover for Girls: Lustvoll demontiert Leslye Headland in der Verfilmung ihres eigenen Theaterstücks den amerikanischen Hochzeitskonsum(alp)traum. Nach Charlize Theron in "Young Adult" dürfen jetzt auch die drei Schönen Kirsten Dunst, Isla Fisher und Lizzie Caplan ihre hässlichsten Seiten zelebrieren. Keine Spur von Sentimentalität, stattdessen hemmungslose Missgunst, sehr viel Sex and Drugs und ein zerrissenes Hochzeitskleid.

Anke Sterneborg

Im Bild: Dass es hier um Becky (Rebel Wilson, Mitte) geht, kommt allein durch den Titel des Kinofilms "Die Hochzeit unserer dicksten Freundin" zum Ausdruck.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Short Order - Das Leben ist ein Büffet

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Quelle: déjà vu Filmverleih

Emma de Caunes kocht als Fiona in "Short Order - Das Leben ist ein Büffet" schnelle Gerichte, die angeblich alle "um den Verstand bringen". Dasselbe hat anscheinend auch Molekularküchenregisseur Anthony Byrnes vor:  sein Film-Büffet, aufgebaut in einer kleinen Studio-Welt à la "Singing in the Rain", besteht aus lauter exzentrischen Sinnlichkeitshäppchen, die so schlecht aufeinander abgestimmt sind, dass er ihre Geschmackentfaltung selbst hinwegzaubert.

Philipp Stadelmaier

Im Bild: Meisterkoch Paolo (Rade Serbedzija) versucht in "Short Order - Das Leben ist ein Büffet" mit Hilfe seines Koches Pedro (Paschal Friel) den berüchtigten, stadtbekannten Zechpreller Bill Dodger aufzuspüren.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Der Verdingbub

Themendienst Kino: Der Verdingbub

Quelle: dapd

Katja Riemann mit schweizerdeutschem Akzent als grätzige Bergbäuerin nebst alkoholisiert taumelndem Ehemann und tumbem Vergewaltiger-Sohn im Emmental des Jahres 1951. Die Grenze zur unfreiwilligen Parodie ständig schrammend, will Markus Imbodens Mix aus Bauerntheater und Sozialschnulze eigentlich großgestische gesellschaftliche Anklage sein und rennt mit seinen Plakativbildern gegen den Missbrauch von Pflegekindern Türen ein, die längst weit offen stehen.

Rainer Gansera

Im Bild: Der Waisenjunge Max (Max Hubacher, links) wünscht sich nichts sehnlicher, als eine richtige Familie zu haben. Als er an die Schweizer Bauernfamilie Bösiger verdingt wird, glaubt er, seinem Traum zum Greifen nahe gekommen zu sein. Doch die Bösigers (rechts Katja Riemann als Pflegemuttert) behandeln ihn wie einen Sklaven.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Robot & Frank

Kinostarts - 'Robot & Frank'

Quelle: dpa

Buddy-Movie mit siebzigjährigem Juwelendieb im Ruhestand und Pflege-Roboter. Hübsche Idee, Glanzrolle für Frank Langella, Publikumshit beim diesjährigen Sundance-Festival. Jake Schreiers Spielfilmdebüt ist kein Sciencefiction-Spektakel, sondern eine satirische, von Melancholie umspielte Attacke auf Yuppie-Snobs und jene Form der Modernisierung, der Digitalisierung wichtiger ist als menschliche Nähe.

Rainer Gansera

Die ausführliche Videorezension in "Zoom - die Kinopremiere" sehen Sie hier

Im Bild: Frank (Frank Langella) mit seinem Pflegeroboter in "Robot & Frank".

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Die Vermessung der Welt

Die Vermessung der Welt, FEU 24.10.2012

Quelle: Warner

Detlev Buck hat Daniel Kehlmanns Erfolgsroman verfilmt. Der junge Alexander von Humboldt (Albrecht Abraham Schuch) geht im hübsch bunten Südamerika auf Forschungsreise, der junge Carl Friedrich Gauß (Florian David Fitz) bleibt lieber zuhause und erklärt jungen Damen die Zahlentheorie. Und das alles in 3-D! Dass sogar die größten Geister immer nur das eine im Kopf haben - nämlich, logisch: den Erkenntnisfortschritt - findet der Film wahnsinnig komisch.

Jan Füchtjohann

Die ausführliche SZ-Kinorezension lesen Sie hier

Eisige Höhen, aber nicht die des Geistes: Alexander von Humboldt (Albrecht Schuch, links) und sein Assistent Aimé Bonpland (Jérémy Kapone) in "Die Vermessung der Welt".

© SZ vom 25.7.2012/pak
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